••• Von Katrin Pfanner
WIEN. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich nach wie vor die häufigsten Erkrankungen und führen statistisch auch zu den meisten Todesfällen. Durch die Corona-Pandemie könnten die Zahlen nun sogar zunehmen. An der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Uniklinik für Innere Medizin II von AKH Wien und MedUni Wien konnte eine deutliche Zunahme von Patienten mit verschlepptem Herzinfarkt festgestellt werden.
Patienten kommen zu spät
Die Experten gehen davon aus, dass viele Betroffene die ersten Symptome ignorieren und sich aufgrund von Corona-Sicherheitsvorkehrungen oder Angst vor einer Ansteckung nicht zu ärztlichen Untersuchungen begeben. Die Experten von AKH Wien und MedUni Wien raten dazu, Schmerzen in der Brust so rasch wie möglich abklären zu lassen. Je schneller dies nach Auftreten der ersten Symptome geschieht, desto besser ist es für die Aufrechterhaltung der Herzleistung – und damit auch für das Überleben des Menschen. An der Klinischen Abteilung für Kardiologie von AKH Wien und MedUni Wien wurden seit März 2020 in Österreich einerseits ein Rückgang der Patientenzahl mit akutem Herzinfarkt um 26% und andererseits eine signifikante Verlängerung der Zeit zwischen erstmaligem Auftreten der Beschwerden und dem Eintreffen im Krankenhaus festgestellt (von 398 min vor der Pandemie auf 1.082 min); parallel dazu sind mehr Patienten außerhalb des AKH Wien verstorben.
„Das verspätete Eintreffen im Krankenhaus nach Auftreten der ersten Beschwerden führt dazu, dass der Verschluss des Herzkranzgefäßes technisch schwieriger zu behandeln ist, da sich in dem verschlossenen Gefäß mit der Zeit zunehmend feste Gerinnsel bilden”, erklärt Christian Hengstenberg, Leiter der Kardiologie.