••• Von Martin Rümmele
WIEN/GRAZ. 70 Seiten – so umfangreich ist die neue eHealth-Strategie von Bund, Ländern und Sozialversicherung für das Gesundheitswesen. Neu ist darin der Begriff „Gesundheitskiosk”, der damit zum ersten Mal im System auftaucht. Was damit gemeint ist, wird nicht geklärt. „Es ist eine neue, innovative Idee, die es wert ist, ausprobiert zu werden”, sagt Christine Haberlander, oö. Gesundheitslandesrätin und aktuell Vorsitzende aller Gesundheitsreferenten in der Landeshauptleutekonferenz, deren Vorsitz derzeit Oberösterreich hat. Konkreter: „Es ist eine Anlaufstelle für Menschen, die sich im Alltag um ihre Gesundheit kümmern wollen und nicht gleich zum Arzt gehen. Ich würde sagen, es ist 1450 in echt. Es ist eine Hilfe für Menschen, damit sie nicht im Gesundheits- und Sozialsystem herumirren, sondern durchgeleitet werden und Fragen stellen können”, erklärt Haberlander.
Modell in Graz
Apothekerkammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr sieht den Begriff skeptisch. „Gesundheitskiosk machen wir in Apotheken zum Teil schon: Betreute Selbstmedikation oder Weiterempfehlung, wenn nötig an Ärzte. Es weiß aber noch niemand, was so ein Kiosk wirklich sein soll. Ich sehe die Apotheken nicht als Kiosk, sondern als Gesundheitsnahversorger. Wir haben 1.400 Outlets in der Fläche, rund 20 Prozent der Menschen, die kommen, brauchen einen medizinischen Support – da kann ich den nötigen Kontakt herstellen.”
In der Praxis gibt es einen Gesundheitskiosk bereits seit genau einem Jahr – im von der KPÖ regierten Graz. Auch dort heißt er nicht „Kiosk”, sondern „Gesundheitsdrehscheibe”. Seit dem Start kam es zu rund 3.600 Patienten für einmalige, mehrmalige Termine oder individuelles Gesundheitsmanagement. Elf Beschäftigte helfen beim Zugang zum Medizinsystem, beim Management chronischer Erkrankungen und bei der persönlichen Gesundheitsvorsorge. Die Drehscheibe wirkt so als niederschwellige Verbindung zwischen Allgemeinmedizinern, sozialen Einrichtungen und der lokalen Bevölkerung. Das Team besteht aus Pflegefachkräften als Community Nurses, einer Sozialarbeiterin, einer Psychotherapeutin und einer Physiotherapeutin.