Dealer in Weiß
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In den USA wurde bei Schmerzen oft zu starken Mitteln gegriffen; die Folge sind steigende Abhängigkeiten von Opioiden.
HEALTH ECONOMY Katrin Pfanner 26.04.2019

Dealer in Weiß

Die Folgen einer liberalen Schmerzmittelpolitik belasten die USA; Experten sehen Europa nicht betroffen.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN/NEW YORK. Die USA haben ein Problem mit den Folgen von zu liberal abgegebenen Schmerzmitteln. Zwei Drittel der jährlich rund 70.000 Drogentoten sterben in den USA an rezeptpflichtigen Opiat-Schmerzmitteln oder illegalen Opiaten wie Heroin. Der Grund ist eine Kaskade in der Schmerztherapie: Zum einen werden schwere Schmerzmittel leichter abgegeben, zum anderen soll auch der Hersteller Purdure das verschreibungspflichtige Schmerzmittel Oxycontin aggressiv als schmerzstillend und vermeintlich harmlos beworben haben. Zudem sollen Untersuchungen ergeben haben, dass etwa in Notfallambulanzen in Washington DC 40% der Patienten, die Schmerzen angaben, beim Erstkontakt ein starkes Opioid erhalten hätten. Vielfach steigen Menschen, die von diesen Mitteln abhängig geworden sind, dann auf das billigere Opiat Heroin um, dessen Missbrauch daher in den vergangen Jahren wieder stark zugenommen hat. Die Opioid-Epidemie nahm ein solches Ausmaß an, dass Präsident Donald Trump bereits 2017 den medizinischen Notstand ausrief; er stellte allerdings kaum zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Zahlen sind nun erneut gestiegen. Der US-Milliardär Michael Bloomberg nannte die Abhängigkeit von Schmerzmitteln zuletzt eine „nationale Krise” und spendete rund 50 Mio. USD (44 Mio. €) für den Kampf gegen die Sucht.

Österreich nicht betroffen

Heimische Schmerzspezialisten sehen die Entwicklung primär als Problem der USA – in Österreich würde bei Schmerztherapien vorsichtiger vorgegangen. Es gelte aber, vorsichtig zu sein. Die Verunsicherung von Patienten mit schweren chronischen Schmerzen in Österreich ist allerdings aufgrund der Berichte aus den USA gestiegen, berichten Selbsthilfegruppen.

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