Debatte um Zucker in Getränken
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Diabetesgefahr Experten fordern seit Langem eine Reduktion von Zucker in Lebensmitteln. Großbritannien ist nun mit einer Zuckersteuer erfolgreich.
HEALTH ECONOMY Karina Schriebl 06.04.2018

Debatte um Zucker in Getränken

Eine Zuckersteuer zeigt in Großbritannien Erfolge, weil Hersteller den Zuckergehalt senken; Österreich wartet ab.

••• Von Karina Schriebl

LONDON/WIEN. Ein hoher Zuckerkonsum fördert Übergewicht und Diabetes. Experten schätzen, dass in Österreich bis zu 600.000 Menschen von Diabetes Typ 2 – besser bekannt unter dem Laienbegriff „Zuckerkrankheit” – betroffen sind. Nachdem Frankreich und Großbritannien nun eine Steuer auf Zucker eingeführt haben, wird das Thema wieder diskutiert.

In Großbritannien haben nämlich Hersteller bereits vor Inkrafttreten der Steuer den Zuckergehalt in ihren Getränken um zur Hälfte gesenkt. Wie die Verbraucherorganisation Foodwatch mitteilte, senkte etwa Coca-Cola den Zuckergehalt bei seinen Marken Fanta und Sprite für den britischen Markt von 6,9 auf 4,6 beziehungsweise von 6,6 auf 3,3 g pro 100 ml. Auch der Konzern Britvic, Branchenzweiter in Großbritannien, und weitere Hersteller wie Nestlé und andere werden aktiv. „Das Beispiel Großbritannien zeigt: Herstellerabgaben auf Zuckergetränke entfalten eine deutliche Lenkungswirkung und können zu einer drastischen Zuckerreduktion führen”, erklärte Luise Molling von Foodwatch.

Österreich steht schlecht da

Laut dem aktuellen Ernährungsbericht konsumieren Männer etwa 38 bis 51 g Zucker pro Tag, Frauen liegen mit 37 bis 41 g pro Tag in einer ähnlichen Größenordnung – viel zu viel laut der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Die WHO rät zu nicht mehr als sechs Teelöffel Zucker am Tag, das sind 25 g. Vor allem versteckter Zucker – etwa in Fertigprodukten – lässt den Konsum höher schnellen, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Höher als empfohlen ist in Österreich auch der Konsum von zuckerhältigen Limonaden, berichten die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und die Österreichische Adipositas Gesellschaft (ÖAG) und das vorsorgemedizinische Institut Sipcan. „Die ÖDG fordert seit vielen Jahren eine Reduktion von Zucker und Fett in Lebensmitteln”, erklärt die ÖDG-Präsidentin Alexandra Kautzky-Willer von der Meduni Wien.

Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) kann sich die Einführung einer Zuckersteuer durchaus auch für Österreich vorstellen. Das stehe aber nicht im Regierungsprogramm und sei auch kein Thema beim Regierungspartner ÖVP, sagte sie.

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