••• Von Martin Rümmele
BERLIN/BASEL/WIEN. In kaum einem anderen Bereich kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen derartige Fortschritte bringen, wie in der Versorgung von Diabetes-Patienten. Das war der Tenor diese Woche in Berlin beim europäischen Diabeteskongress EASD. Vor allem das Management der Zivilisationserkrankung, von der immer mehr Menschen betroffen sind, soll durch den Einsatz moderner Technologie und der Vernetzung von Daten besser werden. Die klassische regelmäßige Blutzuckermessung ist Geschichte.
Enorme Herausforderung
Patienten seien im Alltag oft allein mit der Erkrankung und mit Fragen der Insulindosierung, Messwerte, Ernährung und Bewegung, sagte Marcel Gmuender, Global Head von Roche Diabetes Care, am Montag in Berlin. Die Folge: Nur 6,5% der Betroffenen erreichen ihre Therapieziele. Die Folgen sind nicht nur persönliches Leid und Folgeerkrankungen, sondern auch enorme Kosten für die Gesundheitssysteme. So koste ein Patient mit einer Entgleisung bei einem Spitalsaufenthalt etwa das Zehnfache eines Patienten, der zu einer Routinekontrolle beim Hausarzt sei, rechneten Experten vor.
Der Pharmakonzern Roche will mit neuen Technologien verstärkt Entscheidungshilfen bieten, die nahtlos in den Alltag integriert sind. Die Verknüpfung und Analyse von therapierelevanten Daten soll helfen, Behandlungsentscheidungen zu unterstützen und die Patienten zu stärken. „Gmuender: „Das hat ein riesiges Potenzial, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern oder zu verzögern.”
Ganzheitlicher Ansatz
Integrierte Diabetes-Management-Lösungen gehen dabei neue Wege, um innovative Glukoseüberwachungsgeräte, Insulinabgabe und digitale Gesundheitslösungen nahtlos mit einem ganzheitlichen Therapie-Management-Ansatz zu kombinieren. Das soll die Verfolgung der Auswirkungen von Medikamenten-, Diät- und Lebensstiländerungen auf die glykämische Kontrolle vereinfachen und stellt eine neue Möglichkeit dar, auf einige der dringlichsten Herausforderungen von Menschen mit Diabetes, ihren Betreuern und der Gesundheitssysteme zu reagieren, hieß es beim Diabeteskongress.