••• Von Martin Rümmele und Katrin Grabner
WIEN. Mit Anfang Juli 2022 sollte eigentlich die bisherige elektronische Übermittlung von Rezepten im Rahmen der eMedikation enden und nur noch das neue eRezept gelten. Jetzt steht eine Verschiebung im Raum, denn bei der Umsetzung gibt es offenbar einige Probleme. Vor allem fehlen nach Angaben der Apothekerkammer rund 5.000 eCard-Lesegeräte. Mehr als 300 der rund 1.200 Apotheken haben überhaupt nur ein Lesegerät.
„Probleme lange bekannt”
Das Problem sei bereits seit Jahresbeginn bekannt, heißt es aus der Apothekerkammer. Der Anbieter der Lesegeräte könne seit Jahresbeginn nicht liefern und habe frühestens neue Geräte für September oder Oktober in Aussicht gestellt. Bei der bisherigen Lösung über die eMedikation reicht es derzeit, wenn man die Sozialversicherungsnummer angibt. Mit dem eRezept, braucht es, wenn Mediziner das Rezept nicht ausdrucken, was immer seltener der Fall ist, die eCard. Diese muss dann gesteckt werden, damit die Apotheke ablesen kann, welches Präparat verschrieben wurde. Die Apothekerkammer warnt vor einem „Fiasko”, wie Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr im medianet-Gespräch formuliert.
Kassen gegen Verschiebung
Unterstützung für eine Verschiebung kommt auch von der Ärztekammer. Aktuell gebe es noch zu viele offene Fragen und Baustellen, erklärte Johannes Steinhart, Vizepräsident der ÖÄK und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Er plädierte für eine Verschiebung um mindestens drei Monate. „Eine Einführung des eRezepts mit Anfang Juli bedeutet Chaos mit Ansage. Alle Beteiligten müssten die Versäumnisse und ungeklärten Fragen ausbaden. Unnötigerweise würde man große Verwirrung und Frustration auslösen”, meint Steinhart.
Der Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger, Peter Lehner, weist die Kritik zurück. „97 Prozent der Apotheken und 85 Prozent der Arztpraxen nutzen bereits das eRezept. Wir befinden uns damit aktuell in der finalen Phase des mehrmonatigen Rollout-Prozesses.” Die „Panikmache” und „bewusste Falschinformation” sei „gefährlich” und schaffe Unsicherheit bei allen Beteiligten, mahnt er.