„Ergänzung fürs System”
© PremiQaMed Group
Neuer Chef Martin Fuchs ist neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung der Premiqamed Group. Die Privatkliniken stehen im Eigentum der Uniqa.
HEALTH ECONOMY Redaktion 03.03.2023

„Ergänzung fürs System”

Martin Fuchs ist neuer Chef von Österreichs größter Privatkliniken-Gruppe Premiqamed. Im Interview skizziert er seine Pläne für die Zukunft.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Mit Jahresanfang hat Martin Fuchs in der Premiqamed Group wie berichtet den Vorsitz der Geschäftsführung von Unternehmensgründer Julian Hadschieff übernommen. Hadschieff zog sich nach 32 Jahren des Aufbaus und Wachstumskurses aus dem Unternehmen zurück. Im Interview spricht Fuchs über Expansionspläne, Dienstleistungen und Personalknappheit.

medianet:
Herr Fuchs, Sie kommen ursprünglich aus einen Pharmaunternehmen und sind seit 2013 in der Premiqamed. Wo ist der Unterschied zwischen Pharma und Spital?
Martin Fuchs: Das übergeordnete Thema ist die Kooperation. Das Gesundheitswesen in noch immer stark fragmentiert. Ich sehe mich auch etwas als Brückenbauer hin zu Fachbereichen – etwa wenn es um mögliche Geschäftsfelder wie Diagnostik, Pharmakogenetik, Pathologie geht. Kooperation zum Nutzen der Patienten und der Partner kann nur Wachstum bringen.

medianet:
Wo sehen Sie künftig die Rolle der Privatkliniken im Gesundheitswesen?
Fuchs: Meine Vision ist ein holistisches System entlang des Patientenpfads. Wir sind erste Anlaufstelle in Sachen Gesundheitsfragen neben dem öffentlichem System. Es geht nicht um einen Ersatz, sondern eine Ergänzung. Ich sehe hier auch in Zukunft eine Vielzahl an Chancen, wenn wir mit unseren Dienstleistungen Menschen vertrauensvoll in Gesundheitsfragen begleiten dürfen – von der Geburt bis ins hohe Alter. Da geht es auch um Prävention, die gesetzlich bei den öffentlichen Krankenversicherungen kaum vorgesehen ist. Die Patienten suchen aber Möglichkeiten und finden sie bei uns.

medianet: Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Fuchs: Es gab gerade den Startschuss für die Erweiterung und umfassende Modernisierung der Privatklinik Döbling. Sie gilt mit dem angeschlossenen Ambulatorium und Ordinationszentrum schon heute als leistungsfähigste Privatklinik Österreichs. Kernstück ist ein fünfstöckiger Zubau. Wesentliche Elemente des Ausbaus sind mehr Platz für die Geburtenstation, Operationssäle mit Tageslicht und mehr Einzelzimmer. Eine Photovoltaikanlage, Geothermie, begrünte Fassadenteile und ein Biodiversitätsgarten sorgen für Nachhaltigkeit. Weiters sehe ich einen großen Schwerpunkt im Bereich der Digitalisierung.

medianet:
Inwiefern?
Fuchs: Was viele unterschätzen, ist, dass ein Spitalsbetrieb ein Servicebetrieb ist. Er definiert sich nicht nur durch Geräte, sondern Prozesse. Die damit verbundene IT ist auch die Basis für neue Angebote wie Telekonsultationen und Tele-Reha. Belegärzte wollen zudem Zugriff zu ihren Daten haben, Patienten wollen von daheim aus ihren Aufenthalt planen. Solche Prozesse sind in anderen Branchen Standard und setzen sich nun auch im Spitalsbereich durch.

medianet:
Ein anderes Thema im Gesundheitsbereich sind Personalengpässe. Spüren Sie das auch?
Fuchs: Wir leiden genauso unter der Situation und müssen uns kontinuierlich als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Es ist ain der Premiqamed-Group schon viel passiert in den vergangenen Jahren – wir wurden dafür auch mehrfach ausgezeichnet. Ich komme aus dem HR-Bereich, aber dass das Thema einmal so wichtig wird, hätte man vor 30 Jahren nicht gedacht. Ohne motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann kein Unternehmen bestehen. Es geht dabei aber auch um Führungskultur – das ist das Zünglein an der Waage. Die Herausforderung ist, dass das System im Spital hierarchisch aufgebaut ist. Das ändert sich aber gerade und muss sich auch ändern.

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