EU macht Druck auf Preise
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In den kommenden Jahren werden Ausgaben für Krebsmedikamente stark steigen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 24.06.2016

EU macht Druck auf Preise

Österreich und andere EU-Länder bündeln ihre Kräfte gegen die Industrie: Sie kritisieren die ihrer Meinung nach zu hohen Preise.

LUXEMBURG/WIEN. Die EU-Gesundheitsminister zeigen sich besorgt wegen überhöhter Preise für neue Arzneimittel. Der Zugang zu wirksamen und unverzichtbaren Medikamenten sei in einer Reihe von Mitgliedsstaaten wegen des hohen Preisniveaus gefährdet, hieß es in einer Erklärung. Ein Grund für überhöhte Preise sei der Trend in der Pharmaindustrie, neue und sehr teure Arzneimittel für immer kleinere Patientengruppen zu entwickeln. Oft sei der Nutzen dieser Medikamente aber nicht belegt, stellten die Minister fest.

Gemeinsame Preise

Am Rande des Treffens hat auch Österreich eine Willensbekundung auf Aufnahme in die bereits bestehende Kooperation für Arzneimittelpolitik unterzeichnet. Ziel der Kooperation sei es, sich gemeinsam Herausforderungen im Arzneimittelsektor zu stellen und den Informationsaustausch untereinander zu vereinfachen. Es soll darauf hingearbeitet werden, gemeinsame Preisverhandlungen mit der pharmazeutischen Industrie zu ausgewählten Produkten abzuhalten. Neben Informationsaustausch werden die vier Länder auch gemeinsam die Auswirkungen neu auf den Markt kommender hochpreisiger Produkte prognostizieren und im Bereich von medizinischer Technologiefolgeabschätzung (HTA) zusammenarbeiten.

Vor allem im Bereich der Onko­logie erwarten Experten stark steigende Ausgaben in den kommenden Jahren. Die weltweiten Ausgaben für Krebsmedikamente könnten im Jahr 2020 bereits bei mehr als 130 Mrd. € liegen, heißt es in einem aktuellen Report des Marktforschungsinstituts IMS Health. Damit würden die Ausgaben für Krebsmittel bis zum Jahr 2020 um jährlich 7,5% bis 10,5% steigen, heißt es weiter.

„Gesamthafte Sicht fehlt”

Die Industrie weist diese Betrachtung zurück: „Nach wie vor werden Innovationen nur auf ihre Kosten und Preise reduziert. Dass Patienten geheilt werden, schwerwiegende Eingriffe erspart bleiben und die Lebensqualität verbessert wird, wird konsequent ausgespart; hier fehlt eine gesamthafte Sichtweise”, sagt Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig. (red)

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