Wien. Der Life-Science-Bereich ist, auch was die Besitzverhältnisse angeht, ein höchst dynamischer Bereich. Ernst & Young, eine der weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, hat in einer neuen Studie die Übernahmen und Fusionen von Biotech-, Pharma-, Spezialpharma- und Generikaunter-nehmen im vergangenen Jahr untersucht. Die Fusionen und Übernahmen der Lief-Science-Unternehmen haben demnach im 2014 Rekordwerte erreicht. Insgesamt wurden weltweit Transaktionen in der Höhe von 223 Mrd. USD, das sind umgerechnet 192 Mrd. USD, getätigt. Mit einem Wert von 88 Mrd. USD im Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von satten 150%.
Die größten Pharma-Unternehmen schlossen Übernahmen und Fusionen im Wert von 87 Mrd. USD ab. „Big Pharma hat 2014 vorsichtig eingekauft und vor allem Portfolios bereinigt”, erklärt Patrick Flochel, weltweiter Leiter des Pharma-Bereichs bei EY. Die beiden größten Übernahme überhaupt tätigte der Pharmariese Actavis mit Sitz in den USA und Irland: Actavis übernahm, wie berichtet, den Botox-Hersteller Allergan für 66,4 Mrd. USD und den Konkurrenten Forest Laboratories für 23,6 Mrd. USD.
Schweizer mischen mit
An vier der zehn größten Transaktionen im vergangenen Jahr waren Schweizer Unternehmen beteiligt. Starke Umstrukturierungen verzeichnet das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen Novartis; die Nummer eins der Branche übernahm vom britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) für 16 Mrd. USD den Onkologie-Bereich. Im Gegenzug kaufte GSK für 7,1 Mrd. USD das Impfstoffgeschäft von Novartis. Außerdem gab das Basler Unternehmen die Sparte Tiergesundheit für 5,4 Mrd. USD an den US-Konzern Eli Lilly ab. Die Übernahme der US-Biotechnologiefirma InterMune für 8,3 Mrd. USD durch Roche, das fünftgrößte Pharmaunternehmen weltweit, ist ebenfalls eine der Top Ten der größten Übernahmen und Fusionen.Die 40 von EY untersuchten Unternehmen verfügen zum jetzigen Zeitpunkt über volle Kassen für weitere Transaktionen: Nach den Berechnungen des Wirtschaftsprüfungsunternehmens betragen die für Übernahmeaktivitäten potenziell vorhandenen Mittel knapp 1,260 Billionen USD. Damit könnten laut Studie die Transaktionen im laufenden Geschäftsjahr den Übernahme-Rekordwert von 2014 noch übertreffen.
Höhere Preise erwartet
Laut Experten konzentrieren sich Life-Science-Unternehmen zur Steigerung von Effizienz, Effektivität und Qualität zurzeit auf die Diversifizierung – eine Spezialisierung auf mehrere Bereiche, wie etwa Impfstoffe, Molekulare Diagnostik, Tiermedizin oder Consumer Health –, den Ausbau der Emerging Markets in China, Indien und Osteuropa und legen den Fokus auf innovative Produkte: Durch Fortschritte in der personalisierten Medizin profitieren nicht nur die Patienten durch eine optimalere Versorgung, sondern lassen sich durch eine Verbesserung der Wettbewerbs-situation auch höhere Preise erzielen. Was das Generikageschäft angeht, rechnen Experten mit einer Entspannung. Die „Patent-Klippe”, der Ablauf von Patenten, der zwischen 2010 und 2015 Summen in Milliardenhöhe generiert, soll zukünftig wieder an Bedeutung verlieren. Allerdings müssen sich Life-Science-Unternehmen auch zukünftig auf Herausforderungen einstellen, die sich durch Kosteneinsparungen und regulatorische Änderungen ergeben.