Gesundheitsakte zieht erste Bilanz
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ELGA-Geschäftsführerin Susanne Herbek ortet wie viele Gesundheitsexperten Vorteile in der Gesundheitsakte.
HEALTH ECONOMY ulli moschen 08.07.2016

Gesundheitsakte zieht erste Bilanz

Durchaus positiv ist die Bilanz ein halbes Jahr nach Start der Elektronischen Gesundheitsakte. Seit dem Start Ende 2015 sind 1,3 Mio. Patienten-Dokumente abrufbar.

••• Von Ulli Moschen

WIEN. Seit Mitte Dezember 2015 wird die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) sukzessive in Spitälern und Pflegeeinrichtungen implementiert. Mittlerweile sind bereits mehr als 1,3 Mio. Dokumente abrufbar, zieht die ELGA GmbH nun eine erste Bilanz.

Erfasst werden ärztliche und pflegerische Entlassungsbriefe aus den Krankenanstalten sowie Labor- und Radiologiebefunde im Rahmen von Spitalsbehandlungen. Mittels Handysignatur oder Bürgerkarte können ELGA-Nutzer, sofern sie in einem bereits teilnehmenden Krankenhaus in Behandlung waren, über das österreichische Gesundheitsportal www.gesundheit.gv.at auf ihre persönliche ELGA zugreifen und Gesundheitsdaten wie Röntgen- oder Laborbefunde einsehen und verwalten und bestimmen, wer wann auf welche ihrer ELGA-Gesundheitsdaten zugreifen darf.

E-Medikation erfolgreich

Ende Mai hat, wie berichtet, der Testlauf der E-Medikation im steirischen Bezirk Deutschlandsberg begonnen. Rund 30 der 57 Kassenärzte und acht von neun Apotheken haben sich zur Teilnahme bereit erklärt, ebenso das LKH Deutschlandsberg und ein Pflegeheim der Volkshilfe. Nach der Probephase Ende September soll das System dann in der gesamten Steiermark in den Vollbetrieb gehen. „Technisch läuft der Betrieb problemlos; alle Systeme sind nach wie vor auf grün”, sagt Hubert Eisl, technischer Geschäftsführer der ELGA GmbH.

Mit Ende Juni 2016 startete auch die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) die schrittweise Anbindung der Unfallkrankenhäuser und Rehabilitationszentren. Mitte Juli geht das Landeskrankenhaus Villach mit ELGA in Betrieb, weitere Kärntner Spitäler folgen schrittweise. Die ELGA-Ombudsstellen in den jeweiligen Bundesländern nehmen zeitgleich ihren Betrieb auf, um die ELGA-Teilnehmer bei der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer Rechte zu unterstützen. „Wir arbeiten noch am Rollout-Plan. Ziel ist es, dass die ­E-Medikation bis Ende 2017 in ganz Österreich umgesetzt ist”, sagt Volker Schörghofer, stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger und Projektleiter.

Suche nach Wechselwirkungen

Im Rahmen der E-Medikation werden von Ärzten verordnete oder von Apotheken abgegebene Medikamente für ein Jahr gespeichert. Damit lassen sich Mehrfachverordnungen vermeiden, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wird vorgebeugt. Auf die Daten können behandelnde Ärzte und Krankenhäuser zugreifen. ­Apotheker sind mithilfe der E-Card eines Patienten für zwei Stunden berechtigt, dessen Daten einzusehen; der Schlüssel dazu ist die E-Card, auf der selbst jedoch keine Medikationsdaten gespeichert sind.

Auf Widerstand stieß die ELGA bei der Ärztekammer, welche die Relation von Kosten und Nutzen infrage stellte und vor dem „gläsernen Patienten” warnte. Bis April 2016 haben sich rund 248.000 Personen von ELGA abgemeldet. Die Mehrzahl der Player im Gesundheitssystem sieht jedoch die Vorteile der ELGA; die E-Medikation „ist einfach der logische Weg nach Einführung der E-Card”, stellt etwa Verena Nussbaum, Obfrau der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse, fest.
Für die Jahre 2008 bis 2016 wurden von Bund, Ländern und Sozialversicherung zur Abdeckung erster betrieblicher Kosten 60 Mio. € veranschlagt. Laut Bericht des begleitenden Controllings Ende April 2016 soll dieser Rahmen bis Jahresende im Umfang von rund 59 Mio. € ausgeschöpft werden.

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