Gesundheitsbranche im Visier der Kartellbehörde
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HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 09.02.2018

Gesundheitsbranche im Visier der Kartellbehörde

Die Bundeswettbewerbsbehörde will sich heuer Firmen und Entwicklungen im Gesundheitsbereich genauer ansehen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Der Chef der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Theodor Thanner, hat am Wochenende im Klub der Wirtschaftspublizisten zahlreiche Hauptthemen erläutert, denen sich die Behörde heuer widmet. Die Themenfelder sind weit gefasst – im Visier der BWB ist auch die Gesundheitsbranche.

„Preisabsprachen”

Bei der „Branchenuntersuchung Gesundheit”, die schon im Vorjahr gestartet ist, ist laut Thanner nur das Solidarsystem ausgenommen. Es gehe um eine „Reihe von wettbewerbs- und kartellrechtlichen Fragen”. Wichtig seien unter anderen Punkten wie Preisabsprachen und Gebietsschutz womöglich zum Teil überhöhte Medikamentenpreise. Pharmaunternehmen würden teilweise versuchen, Monopole für gewisse Medikamente aufzubauen, um dann den Preis zu vervielfachen – Stichwort „Aggressive Pricing” betonte der Chef der BWB.

So sei ein Antidepressivum (Anafranil) in Österreich aufgetaucht, dessen Fabriksabgabepreis von 5,14 € ums 58-Fache auf 297 € angestiegen sei. Ein ähnlicher Fall sei bei einem Hormonpräparat (Calcitonin) aufgefallen. Ähnliche Fälle gebe es in anderen EU-Ländern und in Russland. „So etwas brauchen wir alle nicht. Das schädigt die Krankenkassen und ist üble Spekulation”, sagte Thanner.
Bei Wirkstoffverschreibungen würde die Apotheke entscheiden, welches Medikament verabreicht werde, merkte er mit Verweis auf Gratis-Abgaben von Pharmafirmen an Ärzte an. „Es gibt einige Einflussfaktoren; da kann man schon weiterdenken.”

Pflege und Technik im Fokus

Auch die Nachfragemacht von Pflegeheimen wird von der BWB heuer genau beleuchtet. Untersucht werden öffentliche und private Anbieter. „Wir werden heuer laufend zum Gesundheitsthema publizieren”, kündigte Thanner an. Detailfragen gebe es auch rund um Großgeräte wie sie für MRT-Untersuchungen notwendig sind.

Zuletzt hatten in Österreich die Krankenkassen Druck auf die Arzneimittelpreise gemacht. So wird etwa, wie berichtet, gesetzlich ein Preisband für Generika geführt, das zum Teil zu massiven Preissenkungen geführt hat.

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