Große Impflücken
© APA/AFP/Lindsey Parnaby
Am 21. Jänner 2023 findet der Österreichische Impftag statt. Im Vorfeld rufen Experten dazu auf, Impflücken zu schließen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 09.12.2022

Große Impflücken

Experten warnen: Mangelnde Impfbereitschaft führt zu Comeback von Masern, Polio und Keuchhusten.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. Der Wille, sich Impfen zu lassen, ist in Österreich nicht nur bei der Coronaimpfung verbesserungswürdig. Im Vorfeld des Österreichischen Impftages 2023 warnen Experten vor den Folgen der heimischen Impffaulheit, welche dazu führt, dass immer öfter Fälle von bereits verdrängten Krankheiten auftreten. „Leider haben wir bei vielen wesentlichen Impfungen einen extremen Nachholbedarf”, sagt Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer.

Vergessene Impfungen

Vor allem die Durchimpfungsraten bei Masern, Polio und Diphterie machen den Experten Sorgen. 2021 hatten nur 90% der Einjährigen die erste Polio-Dosis und nur 83% die zweite Dosis erhalten. Bei den Masern waren im selben Jahr nur mehr 74% der Zweijährigen mit zwei Dosen gegen Masern geschützt – für einen Gemeinschaftsschutz wäre eine Rate von 95% notwendig. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auf bei Polio und Diphterie ab, bei Letzterer gab es in diesem Frühjahr in Österreich – erstmals seit 20 Jahren – wieder einen Fall mit einem tödlichen Verlauf.

Die Impffaulheit der Österreicher zeigt sich aber nicht nur bei „vergessenen” Krankheiten, sondern auch bei den „Lieblingsimpfungen” wie der Zeckenimpfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitits (FSME). Diese sei vor allem durch die Pandemie vernachlässigt worden. Die Experten raten, mögliche Impflücken bei dem Vertrauensarzt oder der Vertrauensärztin checken zu lassen.

Individuelle Beratung

Noch bis 10. Dezember läuft parallel eine österreichweite Impf-Beratungswoche im Hinblick auf die Pandemiebekämpfung. In Praxen niedergelassener Ärzte sowie in den Apotheken wird zu Corona-Schutzimpfung, Impfstoffen und Covid-19-Medikamenten beraten. Außerdem kann man den Impfpass mitnehmen, um etwaige Impflücken checken zu lassen.

„Abseits davon ist es gerade jetzt ratsam, sich in den Ordinationen gegen Influenza impfen zu lassen, um eine mögliche Doppelinfektion (Anm.: mit Corona) zu vermeiden”, rät Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.

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