Hilfe für die Industrie
© RCPE/Foto Atelier Moser
Portraits Die Gesundheitsbranche gilt als Wachstumsmarkt der Zukunft. Gleichzeitig belastet sie öffentliche Haushalte. Martin Rümmele sprach für sein Buch (siehe unten) mit den Akteuren. Teil 3: Johannes Khinast.
HEALTH ECONOMY Redaktion 16.09.2016

Hilfe für die Industrie

Neues Buch zur Gesundheitswirtschaft zeigt Portraits von Unternehmern. „Gesunde Ideen” im medianet-Vorabdruck – Teil 3: RCPE.

GRAZ. Gerade einmal acht Jahre ist die Research Center Pharmaceutical Engineering GmbH (RCPE) alt. Das Grazer Unternehmen ist ein Spin-off von universitärer Forschung und hat sich in nur kurzer Zeit als wichtiger Partner für internationale Pharmakonzerne entwickelt. Das RCPE ging 2008 als K1 Zentrum an den Start. „Die Idee dahinter war, am Wirtschaftsstandort Graz einen international einzigartigen Think Tank im Bereich des Pharmaceutical Engineering zu schaffen”, erzählt Universitätsprofessor Johannes Khinast, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter.

Internationales Niveau

Unter Einbindung nationaler und internationaler Pharmafirmen, der Universitäten TU Graz, Uni Graz und Joanneum Research wollte man Forschung auf höchstem internationalen Niveau zu betreiben und auch Graz und die Steiermark als Wirtschaftsstandort festigen und ausbauen.

Die Lebenserwartung steige stetig, und die Menschen wollen nicht nur alt, sondern vor allem gesund alt werden, beschreibt Khinast den Hintergrund für die Gründung. „Sieht man sich die Bevölkerungspyramide an, wird der Bereich der geriatrischen Medizin in den nächsten Jahren und Jahrzehnten signifikant an Wichtigkeit gewinnen. Im Moment wird allerdings bei der Produktion von Medikamenten nicht unterschieden, ob das Endprodukt einmal an einen alten oder jungen Menschen, an einer Frau oder einem Mann verabreicht wird, obwohl sich die Bedürfnisse dieser Patientengruppen stark voneinander unterscheiden.” Hier setze das RCPE an und möchte mit personalisierten Medizinprodukten Abhilfe schaffen. „Ebenso tragen wir dazu bei, die Qualität der Produktion zu steigern, etwa durch neue Verfahren, Methoden zur Prozessüberwachung oder durch kontinuierliche Produktionsmethoden.” Simulation – also das Design von Medikamenten und Herstellungsverfahren am Computer – ist ebenso eine international beachtete Kompetenz des RCPE.

Rasches Wachstum

Mittlerweile ist das Unternehmen auf mehr als 100 Beschäftigte gewachsen. „Wir steigern seit acht Jahren die Anzahl unserer Patente, Publikationen und Abschlussarbeiten kontinuierlich, haben vier Spin-offs und genießen international einen herausragenden Ruf.” Man arbeitet mit allen großen, internationalen Zentren zusammen sowie mit allen großen Pharmafirmen und auch Firmen am Standort wie etwa G.L. Pharma. 2014 wurde der Antrag für eine weitere Förderung als K1-Zentrum im Rahmen des COMET-Programms für die Periode bis 2023 ohne Auflagen genehmigt – in Zeiten schwerer werdender Förderungen ein enormer Erfolg.

Der Pharmamarkt sei umkämpft, erzählt der Gründer. Nur wer hochkarätige wissenschaftliche Arbeit leiste und zudem gut national und international vernetzt sei, bleibe auf Dauer konkurrenzfähig. Der Trend gehe eindeutig in Richtung personalisierte Medizin. „Das bessere molekulare Verständnis der spezifischen Person oder der spezifischen Erkrankung bedingt diese Entwicklung unaufhaltsam. Ich vermute, dass in 20 Jahren ein vollkommen anderer Zugang zu vielen Erkrankungen Einzug gehalten haben wird.” Das bedeute, dass das System wegmüsse vom Anspruch, ein Medikament gegen ein Symptom oder eine Krankheit zu entwickeln und dann zu erwarten, dass es für alle Patienten passt. „Wir müssen auf die Bedürfnisse jeder einzelnen Patientengruppe Rücksicht nehmen. Nur dadurch können wir auf Dauer gewährleisten, dass Menschen auch im Alter weitgehend gesund oder zumindest beschwerdefrei bleiben.”
Die RCPE GmbH setzte zuletzt mit 105 Beschäftigten 9,2 Mio. € um.

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