Impfstoffe bringen Umsatzsprung
© Andi Bruckner
HEALTH ECONOMY Redaktion 25.03.2016

Impfstoffe bringen Umsatzsprung

Serie Österreichische Pharmaunternehmen im Portrait Teil 10 – Valneva (ehemals Intercell) wuchs im Vorjahr kräftig und forscht an neuen Impfstoffen.

WIEN/LYON. Der 2013 aus dem Wiener Biotech-Unternehmen ­Intercell hervorgegangene Impfstoffentwickler Valneva mit Sitz in Lyon und Börsenotierung in Paris und Wien konnte im Jahr 2015 den Umsatz beinahe verdoppeln – und zwar von 42,4 Mio. Euro im Jahr 2014 auf 83,3 Mio. Euro. Der Verlust ging von 26,3 auf 20,6 Mio. ­Euro zurück, teilte Valneva-CEO Thomas Lingelbach am Montag mit. Man sei gut auf dem Weg zu einem integrierten Impfstoff-Pharmaunternehmen.

„Wir haben eine sehr gute operative Performance gezeigt. Das Finanzergebnis mit negativem EBITDA von 8,5 Millionen Euro bei rund 25 Millionen Euro Forschungs- und Entwicklungsausgaben ist auf dem Vorjahresniveau. Wir wollen ein voll integriertes Impfstoffunternehmen werden – von Forschung und Entwicklung bis hin zum Verkauf”, sagte Lingelbach. Für 2016 peile man einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro an, für 2020 einen von 250 Mio. Euro.

Eigene Vertriebsgruppen

Mit dem Vorzeigeprodukt seines Japan-Enzephalitis-Impfstoffs („Ixiaro”) hat das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von 30,6 Mio. Euro (2014: 28,1 Mio. €) erzielt. Valneva hat eine ehemals weltweit geltende Vermarktungskooperation mit GlaxoSmithKline (GSK) gekündigt und für die größten Märkte des Produkts eigene Vertriebsorganisationen ge­gründet.

Vom internationalen Pharmakonzern Janssen-Cilag wurde 2015 ein bereits seit mehr als 15 Jahren produzierter Cholera-Impfstoff („Dukoral”) zugekauft und inte­griert. Der Valneva-CEO begründete einen Teil des Unternehmens­verlusts mit diesem Schritt.

In der klinischen Entwicklung am weitesten fortgeschritten sind die Arbeiten für einen prophylaktischen Pseudomonas aeruginosa-Impfstoff für intubierte und künstlich beatmete Patienten auf Intensivstationen. GSK zahlt dabei die Hälfte der Kosten. Eine Wirksamkeitsstudie (Phase II/III) mit 800 Patienten ist im Laufen. Bei Erfolg soll das Projekt mit Meilenstein-Zahlungen von bis zu 100 Mio. € und einem Anteil an den Umsätzen von fast zehn Prozent an den britischen Konzern gehen.

Impfung gegen Spitalskeime

An zweiter Stelle sieht man sich bei Valneva im internationalen Vergleich im Rennen um einen effektiven Impfstoff gegen gefürchtete Clostridium difficile-Infektionen vor allem bei betagten Spitals­patienten. Die erste Prüfung auf Verträglichkeit mit der derzeit einzigen Lyme Borreliose-Vakzine, die sich weltweit in Entwicklung befindet, will Valneva in diesem Jahr in den USA und in Europa beginnen. „Da sind wir ganz allein tätig”, sagte Lingelbach.

Gerade in den vergangenen zwei Jahren hat Valneva eine Reihe von Projekten gestartet, bei denen das Unternehmen erstmals Vakzine von den ersten Forschungsarbeiten bis zur eigenen Vermarktung entwickeln will. „Es gibt eine Machbarkeitsstudie zu einer Zika-Virus-Vakzine. Da verwenden wir die Technologieplattform unseres Japan-Enzephalitis-Impfstoffs. Ebenso wird die Machbarkeit eines Chikungunya-Impfstoffs und einer neuen Vakzine gegen Gelbfieber geprüft”, sagte der Valneva-CEO.

120 Beschäftigte in Wien

Man wolle in Zukunft weiterhin 20 bis 25 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren und nach einem EBITDA für 2016 zwischen einem knappen Minus oder einem leichten Plus anhaltend in die Gewinnzone gelangen. Valneva beschäftigt weltweit rund 400 Mitarbeiter, knapp 120 davon am Biotech-Campus in Wien. (iks)

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