Investitionen erhöhen Druck im HR-Bereich
© Boehringer Ingelheim / Rainer Mirau
HEALTH ECONOMY Redaktion 29.04.2022

Investitionen erhöhen Druck im HR-Bereich

Österreichs Pharmabranche sucht Hunderte neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Grund ist vor allem die Expansion der Branche.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. Wer derzeit in der Pharmabranche einen Job sucht, wird schnell fündig. ­Boehringer Ingelheim sucht allein für die für 2023 geplante Produktionsstätte in Bruck an der Leitha 800 Mitarbeitende – und das, nachdem das Unternehmen schon im vergangenen Jahr für die umgebaute Anlage in Wien 500 neue Arbeitsplätze schuf und von 1.900 Mitarbeitenden in der Bundeshauptstadt auf 2.400 aufstockte. Novartis gab erst diese Woche bekannt, dass 400 Jobs für die Standorte Kundl und Schaftenau gesucht werden (siehe Artikel Seite 72).

Neben natürlicher Fluktuation, Karenzierungen und Pensionsantritten spielen neue Projekte wie jenes von Boehringer Ingelheim eine wichtige Rolle für das große Angebot am Jobmarkt der Pharmaindustrie. Laut dem Unternehmen werden Beschäftigte für verschiedenste Bereiche, hauptsächlich jedoch für die neue Anlage, gesucht, „darunter unter anderem Betriebsingenieure, Projektmanager, Produktionsmitarbeiter, Fachkräfte für Labore und Qualitätskontrolle (ebenso Experten aus der Qualitätssicherung), Mess- und Regeltechniker, Automatisierungsexperten, Lüftungstechniker oder Logistikexperten”.

Engpässe beim Personal

Trotz der hohen Anzahl an ausgeschriebenen Stellen erwartet Boehringer Ingelheim keine Probleme bei der Besetzung: „Der Standort Bruck an der Leitha bietet ein vielversprechendes Einzugsgebiet für Fachkräfte aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland sowie der Slowakei und Ungarn. Weiters gibt es ein Bekenntnis der Politik, bei der Suche nach den benötigten Fachkräften zu unterstützen. Wir sind daher optimistisch, die benötigten Fachkräfte zu finden und für Boehringer Ingelheim begeistern zu können”, teilt ein Unternehmenssprecher mit.



Neue Ausbildungen

Laut dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig) wurden in den vergangenen Jahren allerdings immer wieder Engpässe bei der Besetzung von Stellen in der Pharmaindustrie festgestellt. Es gäbe zwar genügend Ausgebildete von den Universitäten, Fachhochschulen oder anderen Ausbildungsstätten, aber es fehle teilweise an bestimmten Fachkenntnissen, vor allem in den Bereichen Qualitätsmanagement, bei den Fachkräften wie zum Beispiel Maschineneinsteller in der Produktion sowie bei Market Access und Digitalisierung. Gerade Letzteres ist laut Pharmig „definitiv ein Bereich, wo einerseits Personal (Digital Marketing/Medical/Chief Technology Officer) gesucht wird und andererseits viel Aus- und Weiterbildungsbedarf besteht”. Ziel sei es, in den nächsten Jahren aufzuholen, um ein ähnlich großes Angebot wie im englischsprachigen Raum anbieten zu können.

Durch die Pandemie hat der Life Science-Bereich in den vergangenen zwei Jahren eine neue Aufmerksamkeit erlangt und an Bedeutung gewonnen, was sich auch in den Ausbildungsmöglichkeiten hierzulande ablesen lässt.
Erst Anfang April verkündete die Medizinische Universität Innsbruck wie berichtet, dass sie gemeinsam mit der Universität Innsbruck ab dem Wintersemester 2022 den Masterstudiengang „Pharmaceutical Sciences – Drug Development and Regulatory Affairs” anbieten werde. Das englischsprachige Studium richtet sich vor allem an Absolventen und Absolventinnen eines Bachelorstudiums der Pharmazie, Biologie, Chemie oder der Molekularen Medizin und soll sehr praxisnah sein. Den Fokus auf eine praxisnahe Ausbildung sieht die Pharmig als besonders wichtig und versucht selbst über die „Pharmig Academy” Lehrgänge anzubieten und zu schaffen, wo Lücken sichtbar sind. Boehringer Ingelheim sieht die Personalsituation derzeit als „zufriedenstellend”, wünscht sich aber, dass die Ausbildung im MINT-Bereich (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) stärker gefördert wird „und dies so früh wie möglich”.

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