Kassen bitten Industrie zur Kasse
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Hauptverbandsboss Peter McDonald will noch dieser Tage mit der Industrie reden.
HEALTH ECONOMY Ina Schriebl 22.05.2015

Kassen bitten Industrie zur Kasse

Bilanz Für heuer erwarten die Krankenkassen wieder einen Absturz in die roten Zahlen; Kassenboss McDonald will bei Arzneimittelpreisen sparen

Arbeitslosigkeit und hochpreisige Medikamente als Ursache; Neos kritisieren Verwaltungsaufwand.

Wien. Die Krankenkassen haben das vergangene Jahr mit einem Plus von 88 Mio. € abgeschlossen, was noch ein wenig höher ist als ursprünglich erwartet. Für 2015 wurde die Prognose allerdings nach unten revidiert: Man rechnet nun mit einem Verlust, von 137 Mio. € – bei einem Gesamtbudget der Krankenkassen von 16,4 Mrd. €.

An der Spitze lag bei den Gebietskrankenkassen die oberösterreichische mit 23,1 Mio. Überschuss, gefolgt von den Wienern mit 15,6 Mio. € und Salzburg mit 15 Mio. Im Minus waren die GKK in der Steiermark (9 Mio. €) und Kärnten (1,8 Mio.). Bei den Berufskrankenkassen bilanzierte 2014 die SVA der gewerblichen Wirtschaft als einzige negativ (minus 16,2 Mio.). 2015 hat sie sich einen Überschuss von 3,3 Mio. vorgenommen. Dafür wird für die BVA mit 24,9 Mio. € Abgang gerechnet, für die Eisenbahner/Bergbau-Kasse mit minus drei Mio.

Fast alle GKKs im Minus

Generell geht der Hauptverband der Sozialversicherungsträger für heuer von einem Verlust in der Höhe von 136,8 Mio. € aus. Weil auch der Kassenstrukturfonds, der 2014 noch 40 Mio. € beisteuerte, Geschichte ist, werden laut Vorschau fast alle GKKs in die roten Zahlen rutschen. Nur im Burgenland und in Salzburg werden die Kassen noch ausgeglichen beziehungsweise leicht positiv bilanzieren.
Ursache für die trüben Aussichten ist laut Vorstandsvorsitzendem Peter McDonald zum einen die schlechte Lage am Arbeitsmarkt: Mehr Arbeitslose bedeuteten auch weniger Sozialversicherungsbeiträge. Zum anderen gebe es neue und teure Medikamente. Diese würden zwar nur 0,4% der verordneten Medikamente ausmachen, aber 25% aller Ausgaben für Heilmittel. Das kostenintensivste Medikament sei etwa eines gegen Hepatitis C, für das man wie berichtet derzeit über 50 Mio. € im Jahr ausgebe. McDonald möchte daher „noch in diesem Monat” mit der Pharmabranche über neue Preismodelle und höhere Rabatte zu verhandeln beginnen. Wie berichtet, steht der Pharma-Rahmenvertrag zur Verlängerung an.
Prompt kommen Gegenvorschläge: Die Verwaltungskosten der Kassen sollen höher sein, als angegeben. Diesen Schluss ziehen die Neos aus einer Serie von parlamentarischen Anfragebeantwortungen durch das Gesundheitsministerium. Demnach würden 6,9% allein für Personal aufgewendet. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger hatte die Verwaltungskosten für diesen Zeitraum mit 2,8% beziffert; hier könne man also auch sparen.

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