Krebstherapie im Umbruch
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Krebs-Experten präsentierten Entwicklungen in der Onkologie.
HEALTH ECONOMY 29.01.2016

Krebstherapie im Umbruch

Welt-Krebs-Tag: Sterblichkeit in 25 Jahren um 21 Prozent gesunken – Chemotherapie am Weg zur Randerscheinung.

WIEN. Krebs wird zunehmend chronisch. Verantwortlich dafür, dass die Krankheit etwas von ihrem Schrecken verliert, sind in den vergangenen Jahren entwickelte Therapien mit neuartigen Ansätzen, die Tumore zielgerichtet bekämpfen. Darauf wiesen Wiener Experten am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Welt-Krebs-Tags am 4. Februar hin.

„Die Krebssterblichkeit ist in den vergangenen 25 Jahren um 21 Prozent gesunken”, sagte der Onkologe Christoph Zielinski, Leiter der Uniklinik für Innere Medizin I im AKH. Der Erfolg ist vor allem wissenschaftlichen Entwicklungen geschuldet. Die Palette der Behandlungsmöglichkeiten ist in jüngster Zeit durch Immun-Therapien erweitert worden. Die ersten zugelassenen Präparate haben sich im klinischen Einsatz bewährt, neue Substanzen befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung. Wesentliche Fortschritte gibt es zudem in der personalisierten Medizin; dabei geht es darum, optimale Indikationen und Kombinationen von Therapien zu finden.

Zeit für Gespräch fehlt

„Vor 20 Jahren, als ich als Onkologin begonnen habe, hat es etwa ein Dutzend Medikamente gegeben. Brustkrebspatentinnen sind ähnlich behandelt worden wie Lungenkrebspatienten. Therapie und Nebenwirkungen waren rasch erklärt. Das ist jetzt anders”, sagte Gabriela Kornek, Leiterin der Cancer School CCC Vienna und Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs”. Das Gespräch zwischen Arzt und Patient braucht daher mehr Zeit, die der Arzt aber zunehmend nicht hat.

Das bestätigte Paul Sevelda, Vorstand der Gynäkologie am Krankenhaus Wien Hietzing, in seiner Funktion als Präsident der Krebshilfe; dort suchen immer mehr Patienten und Angehörige Rat in Sachen Erkrankung und Therapie, weil entsprechende Fragen von den behandelnden Ärzte nicht ausreichend beantwortet würden. Sevelda führt das auf das neue Ärzte-Arbeitszeitgesetz zurück, das deren Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden beschränkt. „Der Faktor Zeit mit und für Patienten ist von enormer Bedeutung”, mahnte der Experte, „die Situation ist inakzeptabel und erfordert ein rasches Handeln der politisch Verantwortlichen.” (red)

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