Krieg trifft Medizin
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Die Pharmaindustrie setzt bei der Produktion von Arzneimitteln auch Gas ein. Sollte das knapp werden, hätte das gravierende Konsequenzen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 18.03.2022

Krieg trifft Medizin

Verband der Chemischen Industrie warnt, dass Lücken in der Gasversorgung auch Produktion von Medikamenten bremsen.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN / MOSKAU / KIEW. Die chemisch-pharmazeutische Industrie warnt, dass zahlreiche lebenswichtige Produkte – von Medikamenten bis zu Düngemitteln – nicht mehr erzeugt werden können, wenn Erdgaslieferungen ausbleiben.

Ein Lieferstopp für russisches Erdgas hätte „drastische Konsequenzen” für die Branche. Aber die Unternehmen brauchen auch „Schutz vor den explodierenden Kosten”, fordert Herbert Culik, Obmann des Fach­verbands der Chemischen Industrie (FCIO).

Wiederverwertung von Plastik

Mit einem Maßnahmenmix solle die Versorgung der Industrie kurz- und längerfristig gewährleistet werden. Zunächst gehe es um die Auffüllung der Speicher und die Diversifizierung der Lieferanten. „Das Zeitfenster dafür steht nicht ewig offen”, betont Culik. Man müsse auch längere Vorlaufzeiten für deren Umsetzung berücksichtigen. Mittel- oder langfristig will die ­Branche ausreichend Kapazitäten erneuerbarer Energie zu wett­bewerbsfähigen Preisen sichern, flächendeckend eine Kunststoffkreislaufwirtschaft einführen, die CO2-Speicherung einführen, erneuerbaren Wasserstoff produzieren und die Produktionskapazitäten von biobasierten Rohstoffen und Biogas aus­bauen. Damit könnten die benötigte Energie massiv gesenkt und „entscheidenden Weichen für eine nachhaltige und von Russland unab-hängige Energieversorgung” gestellt werden.

Allein durch umfassende Wiederverwertung von Kunststoffen könnte in Österreich die für die Dekarbonisierung der Chemieindustrie zusätzlich benötigte Energie halbiert werden. Es würde auch ein Großteil der fossilen Ressourcen für die Neuproduktion wegfallen. Dazu brauche es Förderungen für Forschung und Entwicklung und einen Abbau regulatorischer Hemmnisse.

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