Lange Arbeitszeiten
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Die verlängerten freiwilligen Arbeitszeiten für Spitalsärzte wurden nun gesetzlich bis 2025 weiterhin ermöglicht.
HEALTH ECONOMY Redaktion 21.05.2021

Lange Arbeitszeiten

Im Spital „darf” weiter länger gearbeitet werden. Der Grund: Die Länder als Spitalsträger finden weiter zu wenig Personal.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Das medizinische Fachpersonal ist durch die Pandemie seit Monaten massiv belastet – sowohl körperlich als auch psychisch. Das hat sich nun auch in einer Studie der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien in einer Umfrage gezeigt. In Kooperation mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Pitters Trendexpert wurden im April alle angestellten Ärztinnen und Ärzte in Wien befragt. Mehr als die Hälfte (53%) fühlen sich oft oder sehr oft emotional erschöpft, fast identisch hoch (52%) ist die Zahl bei körperlicher Erschöpfung.

Mehr als ein Viertel (29%) fühlt sich oft oder sehr oft im Job alleingelassen, knapp ein Viertel (23%) fühlt sich geschwächt oder anfällig, selbst krank zu werden. Mehr als die Hälfte hat schon einmal daran gedacht, an einem Burnout zu leiden, 14% empfinden dies sogar als oft oder sehr oft. „Bei 8.200 Ärztinnen und Ärzten sind das mehr als 1.000 Betroffene, die sich kurz vor einem Burnout sehen”, erklärt Gerald Gingold, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien.
Ebenso gefährdet sehen die Spitalsärzte ihre Kollegen in den anderen Gesundheitsberufen im Spital. 86% sind der Ansicht, dass die weiteren medizinischen Berufsgruppen ebenfalls emotional erschöpft sind, 83% attestieren diesen auch eine körperliche Überbelastung.

Kritik der Spitalsärzte

Dennoch wurde nun die Arbeitszeit für Spitalsärzte erhöht. Die sogenannte „Opt-out-Regelung” mit freiwillig verlängerter Arbeitszeit bis 55 Stunden wird gesetzlich bis Mitte 2025 verlängert. Diese derzeit gültige Regelung würde Ende Juni auslaufen, dann wären nur noch 48 Stunden erlaubt. Bis 2015 waren Arbeitszeiten von bis zu 70 Stunden keine Seltenheit. Aufgrund von EU-Vorgaben musste die Arbeitszeit schrittweise gesenkt werden. Begründet wird die Verlängerung mit Personalmangel im Spitalsbereich. Die Ärztekammer lehnt das ab. „Die Spitalsträger waren säumig und haben bei den Ländern nicht die zusätzlichen Dienstposten gefordert, die schon längst überfällig sind”, kritisierte ÖÄK-Vizepräsident der Ärztekammer Harald Mayer.

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