••• Von Martin Rümmele
WIEN. Die Medizinproduktebranche ist ein unverzichtbarer Bestandteil der österreichischen Volkswirtschaft. Das belegt nun eine aktuelle Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS), das im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich und der Branchenvereinigung Austromed eine Sonderauswertung zu Medizinprodukten zum sogenannten Gesundheitssatellitenkonto (GSK) vorgenommen hat.
43.000 Jobs in Österreich
Die Branche generierte demnach im Jahr 2017 rund 2,6 Mrd. € an Bruttowertschöpfung (direkt und indirekt) und sicherte so 43.000 Arbeitsplätze. Insbesondere bei der Herstellung von Medizinprodukten ist die Wertschöpfung je Beschäftigtem besonders hoch: Sie liegt mehr als 40% über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.
Aus der Studie geht auch hervor, dass die Öffentliche Hand beim Kauf von Medizinprodukten mit hohen Steuerrückflüssen rechnen kann. Steigt beispielsweise die Nachfrage nach Medizinprodukten um eine Mio. €, belaufen sich die Rückflüsse in den öffentlichen Haushalt auf 270.000 €.
Insgesamt zahlen die Unternehmen aus der Medizinproduktebranche jährlich etwa eine Mrd. € an Steuern und Abgaben. Dazu kommt die Innovationskraft der Branche: 2017 lagen die medizinprodukterelevanten Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Österreich bei mehr als 350 Mio. €; knapp 170 Mio. € davon sind öffentliche Ausgaben, der Rest entfällt auf die Privatwirtschaft.
„Medizinprodukte, insbesondere moderne und innovative, werden im Gesundheitssystem oft nur als Kostenfaktor gesehen und diskutiert”, sagt Austromed-Präsident Gerald Gschlössl. „Die Studie des IHS macht einmal mehr klar: Unsere Branche ist auch ein Wirtschaftsmotor und ein Standortfaktor. Wer in hochqualitative Gesundheitsversorgung investiert, investiert nicht nur in das Wohlbefinden der Menschen, sondern auch in Arbeitsplätze, in Forschung und Entwicklung.” Allerdings kämpfen die Medizinprodukteunternehmen in Österreich um bessere Rahmenbedingungen; schließlich gibt es seit mehr als zwei Jahren keine sogenannte Benannte Stelle mehr, die für die Zertifizierung von Medizinprodukten zuständig ist. Das sei ein Nachteil für die Branche, wenn es darum geht, Innovationen rasch zum Patienten zu bekommen, sagt Austromed-Geschäftsführer Philipp Lindinger.
Transparente Spielregeln
Die Studie wurde dieser Tage im Rahmen der Hauptversammlung der Austromed präsentiert und von Experten diskutiert. Der Tenor: Innovation macht nur Sinn, wenn sie tatsächlich zum Patienten kommt und idealerweise auch vom System erstattet wird; dafür braucht es transparente Spielregeln.