••• Von Martin Rümmele
WIEN. Nach der jüngsten Kritik des Rechnungshofs und der Ärztekammer geht die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) in die Offensive. Konkret geht es um die Frage, wie der Ärztemangel im niedergelassenen Bereich und dort vor allem im ländlichen Raum gestoppt werden kann. Angesichts von fast drei Mio. Privatversicherten schielen immer mehr Ärzte auf diesen Markt, bleiben in Ballungsräumen und setzen darauf, mit weniger Privatpatienten ausreichend verdienen zu können.
Neue Modelle gesucht
Angesichts zunehmend verwaister Kassenärzte-Planstellen will die ÖGK gegensteuern. Es gehe nicht nur ums Geld, sondern auch um die Rahmenbedingungen, erklärte Generaldirektor Bernhard Wurzer. Es solle Modelle für jene geben, die die Selbstständigkeit scheuen, aber auch das Angebot von „All-in-one”-Ordinationspaketen. Denkbar seien zudem dislozierte Ambulanzen von Spitälern, meinte Wurzer.
Die Arbeitnehmervertreter im ÖGK-Verwaltungsrat schlagen vor, sich ein Beispiel an erfolgreichen Maßnahmen aus Deutschland zu nehmen, allen voran bei der Landarztquote. ÖGK-Verwaltungsratsvorsitzender Andreas Huss: „Bei der Auswahl der richtigen Hausärzte für die Zukunft braucht es nicht nur fehlerfreie Auswendiglern-Fähigkeiten, sondern auch einen großen Fokus auf Empathie und Sozialkompetenz. Angehende Medizin-Studierende, die sich hierin auszeichnen und sich bereit erklären, nach dem Studium fix im öffentlichen Gesundheitssystem zu arbeiten, sollen einen Quick-Check-in fürs Medizinstudium machen können.” Seit 2017 gibt es in Deutschland die Möglichkeit einer Landarztquote. Ein Teil der zu vergebenden Medizin-Studienplätze wird dabei an Studierende vergeben, die sich verpflichten, nach dem Studium mindestens zehn Jahre in unterversorgten Regionen im öffentlichen Gesundheitssystem zu arbeiten.
Am Gesamtvertrag als einem der Grundpfeiler der Beziehung zwischen Ärzten und Sozialversicherung will Wurzer nicht rütteln. Er wolle aber – in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer, wie er betonte – ein „Potpourri an Angeboten” und eine individuellere Vertragsstruktur schaffen, aus dem Ärzte wählen können. „Ich glaube, dass wir eine Vielzahl von Modellen brauchen. Das eine Modell, die eine Kassenarztstelle wird es nicht mehr geben”, zeigte er sich überzeugt.
Breiter Mix an Ideen
Denkbar sind etwa Anstellungen von Ärzten bei Ärzten oder Modelle, bei denen die Kasse für die Ordinationsausstattung oder die IT-Infrastruktur sorgt. Möglich seien in entlegenen Regionen auch finanzielle „Goodies”, wie die Honorierung von Hausbesuchen, schlägt der ÖGK-Generaldirektor vor.