••• Von Katrin Pfanner
BERLIN/WIEN/NEW YORK. Immer mehr Virologen und Epidemiologen sind überzeugt, dass das Virus SARS-CoV-2 bleiben wird. Auch laufende Mutationen sind denkbar. Es könnte also sein, dass es künftig laufend Auffrischungsimpfungen braucht – ähnlich der jährlichen Grippeimpfung. Während viele Menschen noch auf ihre Corona-Impfung warten, arbeiten die Hersteller deshalb schon an der nächsten Impfstoff-Generation.
Neue Impfstoffe
Erste solche Präparate könnten nach Angaben des deutschen Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa) im Erfolgsfall noch in diesem Jahr zugelassen werden. Die neuen Impfstoffe und Impfschemata sollen auch gegen jene Varianten von SARS-CoV-2 wirksam sein, bei denen die Impfstoffe der ersten Generation bisher nur einen schwächeren Schutz bieten.
Die Gründe für derartige Forschung sind sehr unterschiedlich. Zum einen gelten die bisherigen Impfstoffe zwar als wirksam gegen die ursprüngliche Variante des Virus. Doch schon bei manchen Mutanten lässt die Wirkung nach. Und da sich das Virus weiter verändern wird, will man vorbereitet sein. Zum anderen ist nach wie vor unklar, ob und in welchem Zeitabstand Auffrischimpfungen – sogenannte Booster – notwendig sein werden.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist bisher auch nicht bekannt, ob solche Booster besser mit einem anderen Impfstofftyp erfolgen sollten als mit dem zuerst gespritzten Präparat. Die Beantwortung dieser Frage hänge von Faktoren ab wie der Dauer des Impfschutzes nach der ersten Impfserie oder der Wirkweise des Impfstoffs, heißt es beim RKI. Hersteller wie Biontech/Pfizer oder Johnson & Johnson testen fortlaufend die Wirksamkeit ihrer Produkte bei Mutanten und auch die Dauer des Impfschutzes. Nach ersten Ergebnissen wirken die Impfstoffe nach einem halben Jahr noch einwandfrei. Moderna untersucht drei verschiedene Booster-Impfungen, die Ende des Jahres auf den Markt kommen könnten.
Kinderimpfungen
Zuletzt gab es zudem eine EMA-Zulassung und Empfehlung des Nationalen Impfgremiums, dass der Biontech-Pfizer-Impfstoff auch für 12- bis 16-Jährige geimpft werden kann. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) will bis Ende Sommer auch Schulkinder geimpft haben. Er und auch der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) warnen dennoch, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. „Am Ende des Sommers kann diese neue, indische Variante die Zahlen extrem nach oben treiben, wenn wir keine Durchimpfung bis über 80 Prozent der gesamten Bevölkerung zustande bringen”, sagt Hacker.
Seit Ende März lassen die Unternehmen die Verabreichung einer einzelnen Auffrischungsimpfung fünf bis sieben Monate nach Erhalt der zweiten Biontech-Dosis untersuchen. Dabei wird auch ein modifizierter Impfstoff getestet, der an das Spike-Protein der aus Südafrika bekannten Variante B.1.351 angepasst wurde. Biontech hatte bei einer Veranstaltung zudem angekündigt, auch Studien bei Menschen durchführen zu wollen, deren Immunabwehr unterdrückt ist. Das kann etwa infolge einer Erkrankung wie Aids passieren oder wenn man Krebstherapien bekommt.
Schluckimpfung denkbar
Doch nicht nur die Hersteller selbst befassen sich mit solchen Forschungen. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) in Deutschland hat eine ganze Reihe an Projekten aufgelistet, die im Moment an Impfstoffen der zweiten Generation arbeiten. Dazu zählt die Entwicklung einer Schluckimpfung mit gentechnisch veränderten, lebenden Typhus-Impfbakterien, die zwei verschiedene Proteine von SARS-CoV-2 tragen.