Neue Preisdebatte
© E.Prokofieff
Neue, individuelle Therapiemethoden machen aus häufigen Krankheiten viele, genauer unterscheidbare seltene Erkrankungen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 09.11.2018

Neue Preisdebatte

Moderne Therapien werden immer besser und damit auch teurer. Gerade bei seltenen Erkrankungen ist das der Fall.

WIEN. Innovative medikamentöse Therapien für immer kleinere Patientengruppen können pro Fall und Jahr Hunderttausende Euro kosten. Im Gesundheitssystem werden die Diskussionen darüber immer schärfer. Das Problem wurde nun am Beispiel der „Seltenen Erkrankungen” im Rahmen eines Pharmig Academy-Dialogs in Wien diskutiert.

„Es gibt rund 7.000 Seltene Erkrankungen, 80% davon sind genetisch bedingt. 40% der Patienten erleben Fehldiagnosen. Bei 95% gibt es keine spezifische Therapie”, sagte Friedrich Scheiflinger, Leiter der Arzneimittelentwicklung von Shire Austria. Die Aufwendungen für die Entwicklung von Arzneimitteln sind hoch; die Pharmaunternehmen schlagen sie auf den Preis um. Die modernen molekularmedizinischen Diagnosemethoden sind zudem dabei, aus häufigen Krankheiten viele pathologisch klar unterscheidbare, unterschiedlich zu therapierende und damit „seltene” Erkrankungen zu machen. ”
Die Diskussionteilnehmer waren sich einig: Es läuft auf einen immer schärfer werdenden Test der Solidarität der Gesellschaft hinaus – selbst in den reichsten Staaten wie Österreich. Dabei sind die Erfolge der Medizin unbestritten. 75% der Zugewinne an Lebenserwartung seien auf Medikamente gegen bösartige Erkrankungen zurückzuführen.

Wanderung von Patienten

Während im ASVG sichergestellt ist, dass Patienten jene Therapien erhalten müssen, die „den höchsten Heilungserfolg erwarten lassen”, versuchen offenbar Spitalserhalter Auswege vor hohen Einzelpreisen für Therapien zu suchen. Es hätte „kein Patient in einer Krankenanstalt ein individuell einklagbares Recht” auf „State of the Art-Therapien” innovativster Art, sagte der Jurist und Leiter des Zentraleinkaufs der steirischen Spitalsgesellschaft Kages, Edgar Starz. Die Folge: eine Patientenwanderung zwischen Bundesländern. (iks)

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