••• Von Martin Rümmele
WIEN. ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer sieht die aus den neun Gebietskrankenkassen entstandene Gesundheitskasse trotz Corona gut gerüstet – trotz vermutlich steigender Defizite. Die Zusammenlegung habe jetzt geholfen Entscheidungen rasch treffen zu können, zieht er im medianet-Interview Bilanz. „Die Versorgung ist gewährleistet. Trotz Einbruchs der Beitragseinnahmen ist die ÖGK mit ausreichender Liquidität ausgestattet, um Akontozahlungen an Vertragspartner rasch zu überweisen und Zahlungsverpflichtungen termingerecht zu erfüllen.”
„Vieles hat gut geklappt”
Die Abstimmung zwischen Vertragspartnern und der ÖGK habe in der Krise gut funktioniert, zeigt sich Wurzer zufrieden. „Natürlich gibt es unterschiedliche Interessen und Forderungen – vieles hat aber gut geklappt.” Die Probleme mit fehlender Schutzausrüstung seien systemimmanent – niemand habe sich darauf vorbereiten können, und die Krise habe bekanntlich weltweit zu Engpässen und Lieferproblemen geführt. Die rasch umgesetzten Lösungen im Bereich der Telemedizin und bei e-Rezepten seien gut angenommen worden.
Unklar ist allerdings die künftige Entwicklung. Wie sehr das Defizit der ÖGK steige, hänge stark von der Entwicklung am Arbeitsmarkt ab und davon, wie viele von den jetzt gestundeten Beiträgen später hereinkommen oder ob Forderungen offenbleiben. Es gebe aber generell erstmalig in Österreich ein Minuswachstum. „Die Republik wird sich generell fragen müssen, wie man das in den nächsten Jahren finanziert. Dadurch werden Steuermittel weniger, Beitragseinnahmen weniger – alles wird weniger, bei steigenden Kosten. Das betrifft nicht nur das Gesundheitswesen, sondern den gesamten Staatshaushalt. Wir stehen sicher vor einer Zäsur.”