Pharma unter Druck
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Apotheken Corona und der Versandhandel setzen dem Pharmasektor zu. Apotheker-kammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr will neue Angebote ausbauen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 23.04.2021

Pharma unter Druck

2020 war auch für den Arzneimittelsektor ein hartes Jahr. Auf einen Boom im ersten Lockdown folgten Rückgänge.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Der Pharma- und Apothekenmarkt in Österreich hat aufregende Monate hinter sich. Der Umsatz vor allem im Bereich der Self-Care-Industrie schnellte während der Bevorratungsphase vor dem ersten Lockdown im März in die Höhe. Parallel brach dann der Umsatz im wichtigen Erkältungssegment ein. Dazu kamen, dass Außendienstbesuche bei Apotheken, aber auch bei Ärzten nicht mehr möglich waren. Die Branche stand damit auch vor einigen Umbrüchen.

Der gesamte Apothekenmarkt wuchs 2020 im Vergleich zu 2019 dennoch um 5,7% auf 4,7 Md. € meldet der Self-Care-Verband Igepha. Zu verdanken war das Wachstum vor allem einem Plus bei rezeptpflichtigen Produkten von 7,3%. Etwa ein Viertel des Gesamtumsatzes steuerte der Consumer-Health-Bereich bei, in dem ein Umsatzplaus von 1,1% verzeichnet wurde. Die Zahl der hier verkauften Einheiten ging um 5,6% zurück.

Spannen unter Druck

Das belastet auch weiterhin die Apotheken, deren Spannen im Kassensegment mit rezeptpflichtigen Produkten deutlich niedriger sind, als im OTC-Bereich. So stieg der Umsatz der Median-Apotheke laut Angaben der Apothekerkammer im Vorjahr nur leicht von 3,16 auf 3,27 Mio. €. Das kalkulierte Ergebnis dürfte bei 1,7% stagniert haben. Insgesamt stiegen die Umsätze der Apotheken im Vorjahr von 4,45 auf 4,61 Mrd. €.

Die wichtigste OTC-Klasse sind Präparate zur Behandlung von Husten, Erkältungen und Atemwegserkrankungen. Hier gab es, bedingt durch ein Ausbleiben der Erkältungssaison, zu Beginn des Vorjahres und durch die Corona-Maßnahmen wie Hygiene, Lockdown und Mund-Nasen-Schutz ein Umsatzminus von 15,8%. Positiv entwickelten sich hingegen die Bereiche Schmerz- und Rheumamittel (+6,2%), Vitamine, Mineralstoffe und Nahrungszusätze (+11,8%), Haut- und Schleimhautmittel (+5,4%) und vor allem der Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Stimmungsaufheller (+16,7%).

Versandhandel wächst

Zu schaffen machte den Apotheken der wachsende Druck des Versandhandels. So meldete zuletzt der Online-Riese Shop-Apotheke vorläufige Zahlen für das erste Quartal. Der Umsatz legte demnach im ersten Quartal um 22,5% auf 284 Mio. € zu. In der Region Deutschland, Österreich und Schweiz steigen die Umsätze um 15%.

Apotheker wollen impfen

Dem wachsenden Druck möchten die Apotheken gerne mit zusätzlichen Dienstleistungen gegensteuern. So drängt die Apothekerkammer etwa darauf, dass Apotheken auch impfen dürfen. Die Politik bremst hier allerdings. Auch mit dem neuen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ist hier vorerst keine Lockerung zu erwarten. Er gilt zwar als Arzt, der auch andere Gesundheitsberufe einbindet, ein Konflikt mit der Ärztekammer dürfte dennoch nicht das Ziel seiner ersten Wochen sein. „Angesichts der Corona-Pandemie und der anderen großen Herausforderungen im Gesundheitsbereich kommt einer weiterhin engen Kooperation zwischen Apothekerkammer und Gesundheitsministerium besondere Wichtigkeit zu”, erklärt Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer. Ihr Vize Raimund Podroschko erinnert den neuen Minister an frühere Aussagen, nicht-ärztliche Gesundheitsberufe weiter aufwerten zu wollen.

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