Pharmabranche genest nach der Corona-Delle
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HEALTH ECONOMY Redaktion 25.08.2023

Pharmabranche genest nach der Corona-Delle

Mit Pandemie-Ende gab es für die Industrie Einbrüche. Jetzt bringen neue Produkte einen Aufschwung.

••• Von Katrin Grabner

BASEL/LONDON/NEW YORK. Während der Pandemie wurden Pharmaunternehmen auf der ganzen Welt vom Geschäft mit Corona-Impfstoffen oder -Medikamenten getragen. Eine abgeschwächte Impfbereitschaft und das Ende der Pandemie brachten erste Umsatzeinbrüche. Trotzdem konnte sich die Pharmabranche im vergangenen Quartal erholen, denn neue Diabetes- und Krebsmittel brachten Rückenwind.

Ein großer Profiteur des Diabetes-Geschäfts ist der US-Pharmakonzern Eli Lilly. Dank der starken Nachfrage bei einem Medikament schraubte das Unternehmen seine Prognose nach oben: Für das laufende Geschäftsjahr wird ein bereinigter Gewinn von 9,70 bis 9,90 USD pro Aktie erwartet. Der Umsatz soll heuer von 28,5 Mrd. USD im Vorjahr auf 33,4 bis 33,9 Mrd. USD wachsen.

Bessere Jahresprognosen

Eine optimistische Gewinnprognose für das laufende Jahr wird auch beim US-Pharma- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson (J&J) erwartet. Auf bereinigter Basis soll der neue Gewinn zwischen 10,70 und 10,80 USD pro Aktie liegen. J&J setzt darauf, dass neue Medikamente im Bereich Krebstherapie erwartete Umsatzverluste durch das Auslaufen alter Patente dämpfen werden. An der Westküste erhöhte US-Konkurrent Amgen ebenfalls die Jahresprognose – das Unternehmen geht nach eigenen Angaben nun von einem bereinigten Ergebnis je Aktie von 17,80 bis 18,80 USD aus nach zuvor 17,40 bis 18,60 USD.

In Europa hebt der britische Pharmakonzern GSK seine Prognosen. Dort brachte das Geschäft mit HIV-Medikamenten und Impfungen in Q2 neuen Schwung. GSK will demnach nun den Erlös heuer, gerechnet zu konstanten Wechselkursen und ohne das Covid-Geschäft, um acht bis zehn Prozent steigern. Das bereinigte operative Ergebnis soll im Vergleich zum Vorjahr währungsbereinigt um elf bis 13% anziehen.

Corona bringt Verluste

Dank des aktualisierten Corona-Impfstoffs erwartet US-Pharmakonzern Moderna höhere Umsätze. Der Hersteller peilt damit im laufenden Jahr Einnahmen von sechs bis acht Mrd. USD an. In der restlichen Pharmabranche führt ein Einbruch beim Corona-Geschäft hingegen zu teilweise hohen Verlusten.

Sowohl für das deutsche Biotechunternehmen Biontech als auch für US-Partner Pfizer hat der Coronaboom ein jähes Ende gefunden. In Q2 schrieb Biontech einen Nettoverlust von gut 190 Mio. €. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch ein Gewinn von 1,67 Mrd. € erzielt worden. Der Umsatz brach von 3,2 Mrd. auf 167,7 Mio. € ein. Pfizer setzte im zweiten Quartal 12,7 Mrd. USD um, ein Minus von 54% binnen Jahresfrist. Der bereinigte Nettogewinn fiel von April bis Juni um 67% auf 3,8 Mrd. USD. Fehlende Coronaeinnahmen machten auch dem Schweizer Konzern Roche zu schaffen. Der Konzernumsatz ging im ersten Halbjahr um acht Prozent auf 29,8 Mrd. CHF zurück.
Verluste schrieben auch der US-Konzern MSD und der deutsche Pharmariese Bayer. Bei MSD blieb ein Fehlbetrag von fast sechs Mrd. USD über, bei Bayer führten Abschreibungen beim Glyphosat-Geschäft unter dem Strich zu einem Verlust von 1,9 Mrd. € in Q2.

Sandoz-Spin-off konkretisiert

Neuigkeiten gibt es auch vom Schweizer Pharmakonzern Novartis. Die Generika-Tochter Sandoz soll laut Angaben des Mutterkonzerns rund um den 4. Oktober an die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gehen. Gute Aussichten meldet Novartis auch bei den erwarteten Jahresergebnissen. In Q2 lagen die Verkaufserlöse bei 13,62 Mrd. USD und waren damit währungsbereinigt um neun Prozent höher als ein Jahr zuvor. Novartis rechnet deshalb nun für 2023 mit einem Umsatzwachstum um einen hohen einstelligen Prozentbetrag.

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