WIEN/INNSBRUCK. Der deutsche Pharmariese Boehringer Ingelheim baut seine Forschung im zukunftsträchtigen Markt der Immuntherapie von Krebs in Österreich aus. Mit der Tiroler Biotechfirma ViraTherapeutics sei eine langfristige Kooperation zur Entwicklung von Virustherapien zur Behandlung von Krebs vereinbart worden, teilte Deutschlands zweitgrößter Pharmakonzern mit. Der Deal hat nach Angaben der beiden Firmen ein mögliches Transaktionsvolumen von bis zu 210 Mio. €; davon sind 20 Mio. zunächst für die Kooperation vorgesehen.
Immuntherapie
ViraTherapeutics wird für die präklinische und klinische Entwicklung seines Hauptprodukts bis zum Abschluss der Phase-I-Studie verantwortlich sein; danach hat Boehringer die Option, das Innsbrucker Unternehmen sogar ganz zu kaufen. Onkolytische Viren gehören zu den neuen Therapieansätzen in der Krebsforschung; Ziel ist es, mit ihrer Hilfe Krebszellen zu infizieren und zu zerstören. Tumorantigene, die sich normalerweise vor dem Immunsystem in den Zellen verstecken, sollen dabei freigesetzt werden und eine Immunantwort gegen den Tumor auslösen.
Wettlauf am Markt
Das Start-up ist ein Spinoff der Medizinischen Universität Innsbruck und besteht seit drei Jahren. Das Unternehmen wurde neben anderen Kapitalgebern bereits vom Wagniskapitalfonds von Boehringer Ingelheim als ein Kerninvestor finanziert.
Boehringer hat in der Immunonkologiederzeit mehrere Antikörper in der klinischen Entwicklung. Der am weitesten vorangeschrittene wird in der Phase-II zur Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms getestet. Die Immuntherapie gilt als eines der vielversprechendsten Felder der Krebsmedizin. In der Branche ist ein Wettrennen um die Vorherrschaft in diesem Milliardenmarkt entbrannt. Boehringer baut dazu derzeit auch den Forschungsstandort in Wien um 500 Mio. € aus. (kw)