Pharmawirtschaft sieht sich für Krise gerüstet
© APA/Helmut Fohringer
Krisengipfel Wirtschaftsministerin Schramböck analysierte mit den Spitzen der Pharmabranche, wie Pharmig-Präsident Philipp von Lattorff, die Corona-Situation.
HEALTH ECONOMY Redaktion 13.03.2020

Pharmawirtschaft sieht sich für Krise gerüstet

Obwohl 80% der Arzneimittel aus China kommen, sind Österreichs Lager voll, so die Branche bei einem Treffen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/BRÜSSEL. Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus in Europa haben nach Angaben der Europäischen Union bisher noch nicht zu einer Medikamenten-Knappheit in Europa geführt. Mögliche Unterbrechungen in den Lieferketten könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden, teilte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) diese Woche mit. Das Problem sind dabei nicht nur Lieferungen von Medikamenten und Wirkstoffen aus China und Indien, sondern auch die Konzentration der Herstellerlager innerhalb Europas. So haben viele globale Hersteller nur noch ein Verteilerlager in Europa – einige davon befinden sich in Italien.

Österreichs Medikamenten­lager sind „momentan voller als jemals”, erklärte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) nach einem Runden Tisch mit der Pharmabranche (siehe unten). Angesichts des „Weckrufs” durch das Coronavirus gelte es nun, die Produktion wieder verstärkt nach Europa zu holen.
Für den Fall einer „vorübergehenden Schließung von Produktionsstätten in von Covid-19 betroffenen Gebieten” oder „Versand beeinträchtigender Reisebeschränkungen” versprach die EMA, erforderliche Maßnahmen auf EU-Ebene zu koordinieren. In Frankreich warnten Indus­trieverbände zuletzt vor Engpässen bei Impfstoffen, Antibiotika sowie Psychopharmaka. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände warnt ebenfalls mit Lieferengpässen bei Medikamenten. „Wir werden sicherlich im Laufe des Jahres die Folgen der ausgefallenen Lieferungen aus China zu spüren bekommen”, sagte Verbandspräsident Friedemann Schmidt der Bild am Sonntag.

Boom bei Desinfektionsmitteln

Der Salzburger Hygienespezialist Hagleitner hat indes aufgrund der hohen Nachfrage nach Desinfektionsmitteln die Produktion mehr als verdoppelt; man habe von eineinhalb auf drei Schichten erhöht und produziere auch am Samstag, sagte Unternehmensinhaber Hans Georg Hagleitner. Die Nachfrage habe sich in den vergangenen Wochen verzehnfacht. Derzeit mache man mit Desinfektionsmitteln in drei Tagen so viel Umsatz wie sonst in einem Monat. Die Lieferzeit für manche Hygienemittel beträgt bis zu vier Wochen.

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