Pillen für Russland
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Die europäische Pharmaindustrie meldet starke Umsätze im zweiten Quartal und hebt ihre Jahresziele an.
HEALTH ECONOMY Redaktion 19.08.2022

Pillen für Russland

Schweizer Pharmakonzerne machten im Juni Rekordumsatz von 330 Mio. Franken mit Exporten nach Russland.

••• Von Katrin Grabner

BASEL / LONDON / PARIS. Über 330 Mio. CHF hat die Schweizer Pharmabranche allein im Juni 2022 durch Exporte nach Russland eingenommen – so viel wie seit mindestens 30 Jahren nicht mehr. Von März bis Juni waren es laut Nachrichtenagentur AWP insgesamt über 720 Mio. CHF. Wegen der Sanktionen des Westens gegen Russland aufgrund dessen Angriffskriegs gegen die Ukraine stellten viele Unternehmen ihre Geschäfte mit dem Land ein. Die Pharmaindustrie ist von den Sanktionen kaum betroffen, der Export von Medikamenten ist aus humanitären Gründen weiter erlaubt – davon profitieren vor allem Schweizer Pharmaunternehmen.

Trotz guter Geschäfte mit Russland meldet der Pharmakonzern Novartis aufgrund von Währungseinflüssen einen Umsatzrückgang um ein Prozent auf 12,8 Mrd. USD im zweiten Quartal. Der Konzerngewinn fiel mit 1,7 Mrd. USD um 41% niedriger aus als noch im Vorjahr. Der Basler Konkurrent Roche freut sich über einen gestiegenen Umsatz im ersten Halbjahr 2022: Währungsbereinigt schafft es der Konzern mit einem Plus von fünf Prozent auf 32,3 Mrd. CHF.
Der französische Pharmakonzern Sanofi hat dank starker Geschäfte mit einem Dermatitismittel die Gewinnprognose für heuer angehoben. Für 2022 erwartet Sanofi zu konstanten Wechselkursen ein Wachstum des bereinigten Gewinns je Aktie von etwa 15%. In Q2 stieg der Umsatz um knapp 16% auf 10,12 Mrd. €, der Gewinn um 21,5% auf 2,75 Mrd. €.

Jahresziele angehoben

Gute Ergebnisse gab es auch bei GlaxonSmithKline und Merck KGaA: Letztere meldeten für Q2 einen um über 14% auf 5,6 Mrd. € gestiegenen Umsatz. Bei GlaxonSmithKline stiegen die Erlöse um rund ein Fünftel auf 6,9 Mrd. GBP. Johnson & Johnson kann sich zwar über einen um drei Prozent auf 24 Mrd. USD erhöhten Umsatz freuen, der Nettogewinn sank aber um mehr als 23%.

Überraschenden Gewinnzuwachs meldete hingegen Bayer: Dank starker Agrargeschäfte legte der bereinigte Gewinn in Q2 um 30% auf 3,35 Mrd. € zu. Von einem ursprünglich erwarteten Umsatzplus von 46 Mrd. €, wurde das Jahresziel nun auf rund 48 Mrd. € angehoben.

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