••• Von Martin Rümmele
WIEN. Hersteller von patentfreien Nachahmerprodukten, sogenannten Generika, warnen vor einem steigenden Kostendruck bei Medikamenten. Sie befürchten, teilweise Arzneien aus wirtschaftlichen Gründen vom Markt nehmen zu müssen, heißt es in der Auswertung einer neuen Umfrage des deutschen Lobbyverbands „Pro Generika”. 30% der befragten Generika-Hersteller gaben darin an, zwischen zehn und 50% ihrer Arzneimittel voraussichtlich in den kommenden zwölf Monaten aus dem Portfolio zu streichen. 70% sagten, dass sie bis zu zehn Prozent wohl nicht mehr anbieten werden.
Ähnlich, wenn auch noch nicht ganz so dramatisch, ist die Situation in Österreich, sagt Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbands. „Wir haben heute Preise, wo Unternehmen schon an der Wirtschaftlichkeitsgrenze arbeiten.” Das könne die Versorgung weiter gefährden. Dazu komme, dass eine Kapazitätsausweitung in Europa nicht so einfach und rasch möglich ist. „Das ist unfinanzierbar.” Die Medikamentenproduktion unterliege in der Regel einer langen Vorlaufzeit. „Mittlerweile müssen Unternehmen mehrere Monate auf einzelne Komponenten warten, die vor der Pandemie binnen kürzester Zeit verfügbar waren. Das verlangt eine längerfristige Planung und erhöht gleichzeitig die Gefahr, dass es im Zuge der sehr komplexen Produktion von Arzneimitteln zu Zwischenfällen kommen kann.”
Neue Preisregelung
Im Herbst komme zudem eine neue Regelung zum Preisband in Österreich, die es dem Dachverband erlaube, Preise zu senken. „Da dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Liefersituation noch angespannter wird.” Andiel schätzt, dass der Generikamarkt, der sich aktuell auf 470 Mio. € beläuft, dann um 50 Mio. sinkt.