ReAbility am Start
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Der Patient macht seine Reha zuhause, vor dem Fernseher oder Laptop. Der Therapeut ist „live” dabei, die Übungen sind getestet, auf den jeweiligen Patienten maßgeschneidert – und Spaß machen sie auch.
HEALTH ECONOMY sabine bretschneider 05.10.2018

ReAbility am Start

Das österreichisch-israelische Start-up ReAbility Austria fokussiert auf den Markt für Tele-Rehabilitation.

••• Von Sabine Bretschneider

WIEN. Die Digitalisierung ist auch im Gesundheitswesen das bestimmende Thema. E-Health, insbesondere die Bereiche Tele-Medizin und Tele-Health, gelten als Hoffnungsträger für das Gesundheitssystem und bieten ein Geschäftsfeld mit großen Wachstumschancen. In der „Start-up-Nation” Israel boomen Innovationen im Gesundheitsbereich – und ein innovatives Medizin-Start-up mit israelischen Wurzeln ging kürzlich in Österreich an den Start: ReAbility Austria hat sich der Tele-Rehabilitation – nach Schlaganfall, Unfällen, orthopädischen und Krebserkrankungen – verschrieben. Entwickelt wurde diese Tele-Reha vor acht Jahren; sie wird seit Langem im größten und modernsten Krankenhaus Israels, dem Sheba Medical Center, genutzt.

Live-Online-Sessions

„Es gibt drei große Trends im Gesundheitswesen”, erklärt ReAbility-CEO Wolfgang Huber: „Einer ist Healthcare Tourism, der zweite ist die chronische Medizin und der dritte ist E-Health.”

Die Komplikation: Laut Ärztegesetz ist E-Health – konkret der Einsatz elektronischer Kommunikationsmittel in Therapie und Behandlung des Patienten – in Österreich verboten. Huber: „Es durchbricht die persönliche Betreuung, die Bestandteil der Behandlung sein muss.” ReAbility sei diesbezüglich eine Ausnahme, weil es mit einem persönlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient beginnt: „Erst wenn der Arzt sagt: Ja, Sie können diese und jene Übung machen, dann ist es erst gesetzlich erlaubt.”
Der Ablauf: Arzt und Physiotherapeut klären mit dem Patienten den Therapiebedarf. Das Programm wird sowohl auf die Wünsche des Behandlers als auch auf die Bedürfnisse des Patienten individuell angepasst – und Zuhause vor Computer oder Laptop in einer „Live-Online-Session” von Physiotherapeut und Patient zu vorher festgelegten Terminen durchgeführt.
Mittels einer Kombination aus Web- und Tiefenkamera kontrollieren Therapeut und ReAbility-Software Bewegungsausführung und Trainingsfortschritte mittels Live-Feedback. Und weil es auch Spaß machen soll, trainiert der Patient spielerisch in Form eines Konsolen-Aktiv-Games: Gamification fördert Therapietreue und Akzeptanz. Ein Therapeut kann in einer Sitzung einzelne Patienten, aber auch mehrere an verschiedenen Standorten anleiten und betreuen.

Schließt Reha-Lücken

Der Patient braucht WLAN, TV-Gerät oder Laptop, das ReAbility-Device wird gegen Kaution zur Verfügung gestellt. Vorgesehen ist ReAbility für die Phase zwischen der Akutversorgung des Patienten im Krankenhaus und den Rehabilitationsmaßnahmen in dafür vorgesehenen Einrichtungen oder auch nach einer Reha. Im Idealfall schließt die Rehabilitationsmaßnahme direkt an den Spitalsaufenthalt an; in der Praxis entstehen allerdings Lücken. Und diese Lücken, die die Genesung des Patienten verzögern oder behindern können, könne ReAbility schließen, ist Huber überzeugt.

Marktstart in Österreich

„Im Sheba Medical Center ist es ein großer Erfolg”, sagt Huber „und wurde schon bei über 60.000 Tele-Reha-Sessions angewendet. Es ist getestet und publiziert.” Demnächst soll es in Europa ausgerollt werden, der erste Markt ist Österreich. Derzeitige Anwendungsgebiete sind Orthopädie, Neurologie und Onkologie, eine Ausweitung auf Diätologie, Herz-Kreislauf und Psychiatrie ist möglich. Huber: „E-Health wird in der Geriatrie und Pädiatrie ein Riesenthema werden, in manchen Ländern ist es das schon.” Der Zeitpunkt ist ideal; die Änderung im Sozialversicherungsgesetz, die präzisiert, dass auch die Tele-Rehabilitation zu den Maßnahmen der ambulanten medizinischen Rehabilitation zählt, soll am 1. Jänner 2019 in Kraft treten.
Infos: www.synermed.at

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