Sinkende Margen in Medtech-Branche
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Umbruch In den vergangenen Jahren hat die Medizintechnikbranche Anleger mit hohen Renditen verwöhnt und andere Indus-trien klar hinter sich gelassen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 04.11.2022

Sinkende Margen in Medtech-Branche

Hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme und Inflation treffen die Medizintechnik-Branche, sagt eine Analyse.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/FRANKFURT. In den vergangenen Jahren hat die Medizintechnikbranche Anleger mit hohen Renditen verwöhnt und andere Industrien klar hinter sich gelassen. Hohe Energiekos-ten, Inflation und Lieferkettenprobleme zeigen jedoch erste Auswirkungen in diesem Segment. Trotz steigender Umsätze (plus 15,6 %) im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres sind die Gewinnmargen im gleichen Zeitraum zurückgegangen (minus 6,8%). Das zeigt eine neue Studie des Beratungsriesen Roland Berger. Für die Publikation haben die Autoren Daten von mehr als 100 Unternehmen analysiert.

„Die wirtschaftliche Großwetterlage geht auch an der erfolgsverwöhnten Medizintechnikbranche nicht spurlos vorbei”, sagt Thilo Kaltenbach, Partner bei Roland Berger. „Zu den kurzfristigen Herausforderungen kommen strukturelle Themen wie die Digitalisierung, Abrechnungsmodelle, die sich auf den medizinischen Nutzen fokussieren und der Wandel zu einer personalisierten Medizin. Wollen die Firmen ihre heute noch robusten Geschäftsmodelle in die Zukunft überführen, müssen sie diese Bereiche umgehend angehen.”

Europa unter Druck

Vor allem Gewinne europäischer Unternehmen sind in den vergangenen drei Jahren unter den langfristigen Durchschnittswert gefallen, so die Analyse. „Das lässt sich vor allem mit Kosten im Zuge regulatorischer Anforderungen erklären. Das drückt vielerorts auch Budgets für Forschung und Entwicklung”, sagt Kaltenbach.

Nicht nur regional, sondern auch nach Produkt und Service segmentiert, zeigen sich Unterschiede bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Firmen, die auf die Bereiche Labor und Diagnostik spezialisiert sind, waren in 2021 – coronabedingt – mit einer Marge von 31,4% mit Abstand am erfolgreichsten. Auch Firmen mit einem diversifizierten Portfolio liefern im Vergleich sehr starke Zahlen und können mit Spezialanbietern mithalten. Am schwächsten schneiden Unternehmen ab, die Verbrauchsmaterial und Einwegartikel vertreiben.

„Nicht bei Forschung sparen”

„Gerade Unternehmen, die in den vergangenen Jahrzehnten stark in Innovation investiert haben, zeigen sich heute wirtschaftlich am leistungsstärksten”, analysiert Marco Bühren, Principal bei Roland Berger. „Daher sollten Unternehmen auch in Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs sehr genau evaluieren, ob sie hier den Rotstift ansetzen wollen. Budgets für Forschung und Entwicklung müssen mehr denn je echter Innovation zugutekommen”, rät der Experte.

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