So trifft die Pandemie die Unternehmen
© PantherMedia/Lenets Tatsiana
HEALTH ECONOMY Redaktion 21.01.2022

So trifft die Pandemie die Unternehmen

Die Pandemie belastet die Wirtschaft: Körperliche und psychische Beschwerden nehmen zu; Krankenstände hingegen sinken.

••• Von Katrin Pfanner

Die Lockdowns und die ständige Sorge vor Infektionen durch das Coronavirus sowie neue Arbeitswelten durch Homeoffice und Kurzarbeit treffen die heimischen Unternehmen mehrfach und auf ganz unterschiedlich Weise. Das belegen nun gleich mehrere Untersuchungen, die dieser Tage präsentiert worden sind.

Augen stark belastet

Bereits neun von zehn Erwerbstätigen orten etwa am Arbeitsplatz mindestens einen psychischen und oder körperlichen Risikofaktor. Das geht aus einer Studie der Statistik Austria hervor. Beim häufigsten körperlichen Gesundheitsrisiko machen sich etwa Homeoffice und Videokonferenzen bemerkbar: Rund 40% der Erwerbstätigen leiden unter einer starken Anstrengung der Augen. Ebenso viele klagen über das häufigste Risiko für das psychische Wohlbefinden – hohen Zeitdruck beziehungsweise Arbeitsüberlastung.

Neben starker Augenbelastung fanden sich auch sich wiederholende Handbewegungen oder schmerzhafte Arbeitshaltungen (rund ein Drittel sind jeweils betroffen) sowie das Hantieren mit schweren Lasten (rund ein Viertel sind betroffen) unter den häufigsten körperlichen Risikofaktoren. Rund ein Drittel gab an, Umgang mit schwierigen Personen gehabt zu haben. Von psychischen Risikofaktoren waren besonders personenbezogene Dienstleistungsberufe betroffen – mindestens einem solchen Faktor waren 74% der im Gesundheitswesen, ebenso wie 68% der im Erziehungswesen und 65% der im öffentlichen Dienst Tätigen ausgesetzt.
Während der Pandemie sind allerdings die Krankenstände zurückgegangen. Das berichtet das Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo). Im Auftrag des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer erarbeitet es jährlich den „Österreichischen Fehlzeiten­report”.
Die Krankenstandsstatistik verzeichnet demnach 2020 gegenüber dem Jahr davor einen Rückgang der krankheitsbedingten Fehlzeiten. Die unselbstständig Beschäftigten verbrachten im Jahresverlauf durchschnittlich 12,7 Tage im Krankenstand, um 4,2% weniger als 2019 (13,3 Tage). Einer der Gründe: Beschäftigte, die durch die Lockdown-Maßnahmen längere Zeit ihrer Tätigkeit nicht nachgehen konnten, waren berufsbedingt einem geringeren Infektions- und Unfallrisiko ausgesetzt. Unternehmen im aufrechten Betrieb schützten ihre Beschäftigten mit Hygienekonzepten, Maskenpflicht, veränderten Arbeitsabläufen und kurzfristigen Homeoffice-Lösungen vor einer Covid-19-Infektion.

Weniger Krankmeldungen

Darüber hinaus wurde versucht, wirtschaftliche Einbußen durch Kurzarbeit zu überbrücken und die Beschäftigten in den Betrieben zu halten. All diesen Maßnahmen hatten Einfluss auf das Krankheitsgeschehen. Mit den generellen Kontaktbeschränkungen, den Hygienemaßnahmen und der räumlichen Distanzierung wurde die Krankheitslast insgesamt reduziert. „Der drastische Rückgang bei den Krankenständen ist jedoch sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass sich viele Beschäftigte im Homeoffice schlicht nicht krank melden, obwohl sie krank sind”, erklärt die Arbeitnehmer-Vorsitzende des Dachverbands der Sozialversicherungsträger, Ingrid Reischl. Das Beispiel zeige aber auch, dass die Versicherten die Möglichkeiten der telemedizinischen Krankmeldung sehr gewissenhaft nutzen, betont der Arbeitnehmervorsitzende in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss.

Mehr Geld für Psychotherapie

Die ÖGK reagiert auf die neuen Entwicklungen und hat etwa bereits die kassenfinanzierte Psychotherapie ausgebaut. „Der Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung ist richtig und wichtig, aber die Psychotherapie allein ist nicht das Allheilmittel. In der aktuellen Situation, das zeigt der Fehlzeitenreport, brauchen wir in der psychosozialen Versorgung einen Ausbau in voller Breite”, sagt Huss.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL