So verstärken Spitäler Klimaschutz-Aktivitäten
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HEALTH ECONOMY Redaktion 17.03.2023

So verstärken Spitäler Klimaschutz-Aktivitäten

Der Gesundheitssektor ist für sieben Prozent der nationalen Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich.

••• Von Katrin Grabner

Geht es um den Klimaschutz, hat die Medizin laut Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien, eine „große Verantwortung”. Im Rahmen des „Climate Talk” im Hörsaalzentrum des AKH sprach sich der Umweltmediziner Anfang der Woche in dieser Hinsicht für strukturelle Veränderungen aus. Denn: Der Gesundheitssektor ist für rund sieben Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Für fast ein Drittel der Emissionen sind allein die Krankenhäuser verantwortlich. Eine medianet-Recherche zeigt nun, wie heimische Spitalsträger das Klima schützen wollen.

Emissionsreduktion

Neben einer Reduktion von CO2-Emissionen streben die Spitalsträger vor allem einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern an. Bei den Barmherzigen Brüdern konnte man durch erneuerbare Energien und den Einsatz von Photovoltaikanlagen „bis Ende 2022 die CO2-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 2017 bereits um 55 Prozent senken” – Ziel sei es, die Emissionen bis 2030 um 98% zu reduzieren. Ein kompletter Ausstieg sei aufgrund von noch nicht ersetzbaren dieselbetriebenen Notstromaggregaten nicht möglich. Ähnlich ist es bei den Salzburger Landeskliniken; abgesehen von der Notstromversorgung wurden 2020 bereits 100% Ökostrom von der Salzburg AG bezogen. Im westlichen Nachbarland wollen die Tirol Kliniken bis 2040 CO2-neutral sein. Das trifft auch auf die Häuser der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (Kages) im Süden zu. Die Oberösterreichische Gesundheitsholding möchte schon in „drei bis fünf Jahren” auf CO2-neutrale Systeme umgestiegen sein. Auch hier wird auf thermische Solar- sowie Photovoltaikanlagen gesetzt.

Commitment zeigen

CO2 ist aber nicht das einzige schädliche Gas, das im Spitalsbetrieb zum Einsatz kommt. Narkosegase wie Desfluran oder Lachgas sind sogar wesentlich schädlicher als CO2, Letzteres sogar um ein 300-Faches. In den Häusern der Vinzenz Gruppe kommen diese Gase daher „kaum noch zum Einsatz”, das Franziskus Spital der Elisabethinen verzichtet ganz darauf, und im Landeskrankenhaus Villach werden die Gase derzeit recycelt – etwas, was im laufenden Jahr bei den Barmherzigen Brüdern umgesetzt werden soll und auch von der OÖ Gesundheitsholding geprüft wird.

Wie ernst der Klimaschutz genommen wird, zeigen auch bestimmte Zertifizierungen. Laut eigenen Angaben agieren die Barmherzigen Brüder, die Kärntner Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft (Kabeg), die Vinzenz Gruppe, der Wiener Gesundheitsverbund und die Niederösterreichischen Landeskliniken nach den Vorgaben des europäischen Umweltmanagementsystems EMAS. Die Tirol Kliniken, die Kages und die Burgenländische Krankenanstalten-GmbH (Krages) setzen beispielsweise auf ein Energiemanagementsystem nach der ISO 50001. Die Landeskrankenhäuser Vorarlbergs sind hingegen „Ökoprofit”-zertifiziert.

Forderungen an die Politik

Neben dem Energiemanagement kommen bei den Krankenhausträgern auch Schulungen von Mitarbeitenden, E-Mobilitätskonzepte, optimierter Lebensmitteleinsatz und/oder Ähnliches zum Einsatz. In österreichweiten Arbeitsgruppen der Gesundheits Österreich GmbH findet darüber hinaus ein Austausch zwischen Verantwortlichen aus dem Gesundheitssektor statt.

Dennoch wünscht man sich in vielen Häusern mehr Unterstützung seitens der Politik. Laut Krages brauche es „neue Konzepte, die die Gesundheit des Menschen nicht isoliert von seiner Umgebung, den natürlichen Ressourcen und seinem sozialen Umfeld betrachten”. Von den anderen Bundesländern werden außerdem ausreichend finanzielle Mittel, erleichterter Zugang zu Förderungen, Anreize für richtiges Verhalten sowie klar definierte Umsetzungsstrategien gefordert.

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