Streit um Kampagne
© Österreichische Ärztekammer
Die Ärztekammer macht derzeit mit verschiedenen Kampagnen auf sich und Probleme im System aufmerksam.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 06.10.2017

Streit um Kampagne

Ärztekammer-Plakat mit Krebspatientin sorgt für Debatten. Die Ärzte sehen den Zweck erfüllt, entschuldigen sich aber.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die Wiener Ärztekammer übt – angesichts anstehender Tarifverhandlungen – in einer neuen Kampagne Kritik an der Wiener Gebietskrankenkasse. Der Slogan eines Sujets lautet: „Du kämpfst mit Krebs. Dein Arzt kämpft mit bürokratischen Hürden der Krankenkasse.” Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger sowie Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz und die WGKK sind empört und fordern einen Kampagnenstopp.

Kritik der Kassen

„Die Verwendung von Krebskranken zur Durchsetzung eigener Interessen ist ein Tiefpunkt und überschreitet sämtliche moralischen Grenzen”, kritisierte Hauptverbands-Vorsitzender Alexander Biach in einer Aussendung die seiner Ansicht nach „niveaulosen” Plakate: „Ich fordere daher den umgehenden Kampagnenstopp und eine Klarstellung.” Die Aktion der Standesvertretung wertet er als „Rückschritt in den an und für sich guten Beziehungen” zwischen Hauptverband und Kammer. „Die Sujets sind zutiefst unethisch”, kritisierte auch WGKK-Chefin Ingrid Reischl. Außerdem seien die Sujets zum Teil inhaltlich falsch. „Zahlreiche Studien zeigen, dass eine große Anzahl von Ärzten beziehungsweise eine Überversorgung keineswegs zu einer Verlängerung des Lebens führt”, so Reischl im Hinblick auf den Slogan, wonach weniger Kassenärzte eine sinkende Lebenserwartung mit sich brächten.

Die Ärzte verteidigten die Kampagne: „Wir bedauern, dass sich viele Menschen durch die Plakate mit einer krebskranken Patientin verletzt fühlen. Dies war und ist nicht unsere Absicht, aber hoffentlich ist dies eine Möglichkeit, die verantwortlichen Krankenversicherungen, die sich jetzt empören, zu konkreten Handlungen für ihre Patienten zu bewegen”, betonte der Präsident der Ärztekammer für Wien, Thomas Szekeres.

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