Streit um Kampagne
© ÖÄK/Bernhard Noll
Präsentierten vergangene Woche die Kampagne: Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und Vize Edgar Wutscher.
HEALTH ECONOMY Redaktion 16.12.2022

Streit um Kampagne

Weil die Ärztekammer damit wirbt, dass Gesundheit beim Arzt beginnt, reagieren andere Gesundheitsberufe pikiert.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die neue Kampagne der Ärztekammer (medianet berichtete) mit dem Titel „Meine Gesundheit beginnt bei meiner Ärztin, meinem Arzt” sorgt innerhalb des Gesundheitswesens für heftige Debatten. Der Grund: Public Health-Experten werfen der Kammer vor, dass man außer Acht lasse, dass vor allem Faktoren wie Einkommen, Bildung, Umwelt, Wohnsituation und Prävention die Gesundheit beeinflussen. Deshalb werde auch seit Jahrzehnten versucht, diese Bereiche zu verbessern.

Regierungsverhandler sauer

Heftige Kritik wird deshalb nicht nur in Foren der Public-Health-Wissenschafter und ÖGK-Obmann Andreas Huss geübt, sondern auch in der Politik. Der grüne Gesundheitssprecher, Ralph Schallmeiner, tobt etwa Richtung Ärztekammer in einem Facebook-Posting: „Der absolute Anspruch, den der Beisatz ‚Und nirgendwo sonst' determiniert, ist Euch sicher nur so rausgerutscht. Anders kann ich mir diese Abwertung gegenüber so vielen anderen (Gesundheits)Berufen nicht mehr erklären.” Das klinge „geradezu absurd überheblich” und werte „Tausende und Abertausende” Menschen in anderen Gesundheitsberufen ab, schreibt er. Der Kampagnensatz habe „schlicht und ergreifend etwas von Halbgötter in Weiß”.

Die Ärztekammer weist die Kritik hingegen zurück. „Es verwundert nicht, dass die Kritik aus den üblichen Richtungen kommt – und zwar von jeden, die schon bisher ärztliche Leistung und Kompetenz erodieren wollten, sei es aus vorgeschobenen Kostengründen, sei es durch Vorstöße anderer Interessens- oder Lobbyvertretungen. Aber die ärztliche Kompetenz ist unersetzbar”, heißt es auf medianet-Anfrage.

Eigene Kampagne

Prävention und Gesundheitsförderung seien selbstverständlich wichtige Punkte, auf die die Ärztekammern regelmäßig und lautstark aufmerksam machen – etwa beim „Don’t-Smoke”-Volksbegehren, das die Kammer aktiv unterstütze. „Auch wenn die Umwelt-, Klima- und Sozialbedingungen noch so gut sein sollten – ohne Ärztinnen und Ärzte geht es nicht.” Gestaltet wurde die Kampagne in der Ärztekammer selbst.

Schallmeiner warnt die Kammer ungewöhnlich hart und glaubt, dass man den eigenen Mitgliedern einen „Bärendienst” erwiesen habe. Er fordert gemeinsame Kraftanstrengungen zur Lösung der Probleme im System ein.

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