WIEN/BERLIN. Der neuerliche Lockdown trifft die Wirtschaft hart. Wirtschaftskammer und Industrievertreter zeigen zwar Verständnis, pochen aber auch auf Unterstützung. Wichtig sei, die Betriebe zu unterstützen und ihnen eine klare Perspektive zu geben, sagen WKÖ-Präsident Harald Mahrer und WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Zur Abmilderung der wirtschaftlichen Schäden braucht es eine weitere gezielte Unterstützung für die Unternehmen.
Lob für Maßnahmen
„Positiv hervorzuheben ist, dass der im ‚Lockdown light' vom Finanzministerium umgesetzte Umsatzersatz bisher sehr gut funktioniert hat. Wir gehen davon aus, dass ähnliche Modelle gleich unbürokratisch und rasch für die nun zusätzlich betroffenen Betriebe zur Verfügung stehen”, teilen die WKÖ-Spitzen mit. Appelliert wird aber auch an die Bevölkerung: „Wir alle haben es jetzt gemeinsam in der Hand, wie lange dieser Lockdown dauern muss und wie schnell wir wieder zu einer Form der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Normalität zurückkehren können”, sagt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung.
Experten sehen aber auch die Wirtschaft selbst gefordert, auch Präventivmaßnahmen für die Zeit nach dem Lockdown zu setzen. Kurzarbeit als Folge der Coronakrise behindere die Erneuerung in deutschen Großunternehmen, berichtet die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) – etwa die Hälfte von in einer Umfrage befragten Firmen mit Kurzarbeit habe Innovationsprojekte gestoppt oder deutlich verlangsamt. Zugleich hätten vier von zehn Unternehmen angegeben, sie hätten ohne Kurzarbeit Arbeitsplätze abbauen müssen.
Hilfe bremst Transformation
BCG hatte Entscheidungsträger von 70 deutschen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils mehr als 1 Mrd. € befragt. „Kurzarbeit hilft, die akute Krise zu meistern”, sagte Boston-Consulting-Manager Reinhard Messenböck. „Zu lange eingesetzt, kann sie jedoch überholte Strukturen festigen und so die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen gefährden.” Es bestehe die Gefahr, im internationalen Vergleich weiter zurückzufallen, wenn sich Transformationsprojekte weiter verzögern. (rüm)