Wettbewerbsangst
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Thomas Szekeres kämpft für ein öffentliches Gesundheitswesen und befürchtet nach Corona Einsparungen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 05.06.2020

Wettbewerbsangst

Die Ärztekammer fürchtet, dass, um Kosten zu senken, die Liberalisierung im Gesundheitsbereich zunimmt.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. In den Bereichen Labormedizin, Zahnmedizin, Pflege oder auch im Apothekensegment hätten sich in den vergangenen Jahren verstärkt Großkonzerne eingekauft, die ausschließlich gewinnorientiert arbeiten, kritisiert Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Die Corona-krise habe aber gezeigt, dass gerade Länder mit einem hohen Privatanteil und einem wettbewerbsorientierten System besonders belastet waren.

Deutsche Studie

Die deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aus Halle forderte in einer neuen Studie ein patientenorientiertes, qualitätsgesichertes und nicht gewinnorientiertes Gesundheitssystem. Das bestätige die Warnung der Ärzteschaft vor einer Konzernisierung der Gesundheitsversorgung, „die bereits schleichend stattfindet”, warnt Szekeres. Dadurch sei die weniger lukrative gesundheitliche Basisversorgung der Bevölkerung gefährdet.

„Es ist eine staatliche Aufgabe, die Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems klar zu definieren und dem Eindringen von gewinnorientierten Investmentgruppen in den Gesundheitsbereich einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben.” Die Coronakrise habe gezeigt, so eine Conclusio der Akademie, dass im Gesundheitsbereich nicht die gleichen wirtschaftlichen Maßstäbe angelegt werden können wie in der freien, wettbewerbsorientierten Wirtschaft, denn die qualitätsgesicherte sowie wissenschaftsorientierte medizinische Versorgung der Bevölkerung liege in der Verantwortung des Staates.
Szekeres fordert deshalb von der öffentlichen Hand auch eine bedarfsgerechte Ausstattung des Gesundheitssystems und eine angemessene Entlohnung sowie gute Arbeitsbedingungen für das medizinische und pflegerische Fachpersonal.

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