„Wir gewinnen den Krieg gegen Krebs”
© Kronos
InterviewNorbert Bischof­berger war Vizechef des Biotech-Riesen Gilead und baut nun ein neues Krebs-Start-up auf.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 29.03.2019

„Wir gewinnen den Krieg gegen Krebs”

Der aus Österreich stammende Pharmaforscher Norbert Bischofberger punktet mit neuem Onkologieunternehmen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/SAN FRANCISCO. Vor 48 Jahren startete der damalige Präsident der USA, Richard Nixon, den „Krieg gegen Krebs” – wie er es nannte. Das Projekt war ambitioniert: In 25 Jahren sollten Heilmittel gegen Krebs gefunden werden und die Krankheit besiegt sein. Der Vorarlberger Norbert Bischofberger war damals ein an Physik und Chemie interessierter Teenager. Nixons Plan schlug fehl. Doch Bischofberger – heute einer der führenden Pharmaforscher – zeigt sich im medianet-Interview überzeugt, dass die Medizin in den kommenden Jahren den Kampf gegen Krebs gewinnen wird.

Mitgründer von Gilead

Bischofberger wechselte im Vorjahr aus dem Biotechriesen Gilead, den er mit aufgebaut hatte, zum Start-up Kronos Bio, an dem er sich auch beteiligte und das neue Krebstherapien entwickelt. Anfang der 1990er-Jahre wurde unter seiner Leitung der Arzneistoff Oseltamivir entwickelt, der unter dem Namen Tamiflu als Influenza-Medikament vermarktet wird. Unter seiner Ägide erfolgte auch die Entwicklung weiterer, hochwirksamer Mittel gegen Viruserkrankungen, unter anderem HIV- und Hepatitis C-Therapeutika.

„Als ich bei Gilead anfing, hatten wir ungefähr 35 Mitarbeiter, heute sind es 13.000. Da bin ich komplett weggekommen von der Wissenschaft und hatte viel mit organisatorischen, strategischen und wirtschaftlichen Themen zu tun. Doch die Wissenschaft habe ich vermisst”, erzählt Bischofberger. Er freue sich, die über die Jahre gewonnene Erfahrung anzuwenden und zu den Wurzeln in der Biotechnologie im frühen Stadium zurückzukehren. „Ich wollte noch einmal ein junges Unternehmen starten. Kleine Unternehmen in der Pharmabranche sind kreativer und können flexibler agieren. Deshalb kommt ein großer Teil der Innovationen aus diesem Bereich.”
Bischofberger ist überzeugt, dass nun mit neuen Technologien vielen Krebsarten tatsächlich der Schrecken genommen werden kann und Menschen mit der Erkrankung eine normale Lebenserwartung erreichen können. Grund dafür ist die Personalisierung der Medizin. „Man kann heute das Genom sequenzieren und herausfinden, was in den Genen nicht funktioniert hat und wie der Krebs beim jeweiligen Patienten entstanden ist. Genmutationen sind die Basis für die Entwicklung von Krebs. Jetzt kann man eine Biopsie machen und findet heraus, wo man ansetzen kann. Das bringt spektakuläre Erfolge”, erklärt der Wissenschafter seine positive Zukunftseinschätzung.

Frühe Diagnosen

Die Wissenschaft hinter Kronos sei überzeugend. Im Kern gehe es um proaktive Lösungen und nicht um reaktive Einschränkungen. „Es ist eine der aufregendsten Technologien, die mir begegnet sind, und es öffnet eine neue Tür, um einige der größten Herausforderungen zu meistern, mit denen wir heute konfrontiert sind”, sagt Bischofberger. Die Technologie basiert auf der Forschung von Kronos’ wissenschaftlicher Gründerin Angela Koehler über Strategien zum Hochdurchsatz-Screening von chemischen Bibliotheken gegen Zielproteine ​​in einem physiologisch relevanteren Kontext. Das ermögliche sehr frühe Diagnosen, und dadurch eigne sich der Ansatz ideal für die schnelle Entdeckung einzigartiger Therapieansätze.

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