Covid-19 pusht die Qualitätssicherung
© Capgemini
Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Paul Christian Jezek 12.11.2020

Covid-19 pusht die Qualitätssicherung

Erwartungen an KI und ML bleiben hoch.

WIEN. Die 12. Ausgabe des World Quality Report 2020-21 (WQR), der dieser Tage von Capgemini, Sogeti und Micro Focus veröffentlicht wurde, zeigt die stetige Weiterentwicklung der Qualitätssicherung (QS) von einer unterstützenden Dienstleistung zu einem integralen Bestandteil der umfassenderen digitalen Transformation von Unternehmen. Der Beitrag zum Unternehmenswachstum und zu den Geschäftsergebnissen ist demnach mit 74 Prozent Zustimmung das wichtigste Ziel für Testing und Qualitätssicherung – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber 2018.

Der WQR 2020 unterstreicht, dass die steigenden Erwartungen an die Qualitätssicherung mit einem Fortschritt hinsichtlich verschiedener strategischer Ziele einhergehen, darunter die Notwendigkeit der Qualitätssicherung zur Unterstützung des Geschäftswachstums und der Bedeutung, die Zufriedenheit der Endbenutzer zu gewährleisten. Insgesamt gibt es einen kontinuierlichen und vielversprechenden Fortschritt, der nur leicht durch wiederkehrende Hürden, die bereits in früheren Ausgaben festgestellt wurden, geschmälert wird. Dazu zählen zum Beispiel Qualifikationslücken und die Erzielung eines Nutzens aus der Testautomatisierung.

Herausforderungen bleiben
Im Einklang mit dem in den letzten beiden Jahren beobachteten Trend beschleunigte sich auch in diesem Jahr die Einführung von agilen und DevOps-Modellen. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt auf der Steigerung der Testautomatisierung und dem Shift-Left-Ansatz, unter Verwendung von agilen Praktiken und DevOps. Ein höheres Maß der In-Sprint-Automatisierung zu realisieren und den Mangel an Fachwissen in der Qualitätssicherung zu beheben, bleiben allerdings zu lösende Herausforderungen, um die Ziele zu erreichen.

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) in der Qualitätssicherung hat ebenfalls zugenommen. 88 Prozent der Befragten geben an, dass künstliche Intelligenz der am stärksten wachsende Bereich ihrer Testaktivitäten ist. 86 Prozent betrachten KI als ein Schlüsselkriterium für die Auswahl neuer QA-Lösungen. Auch wenn sich die Vorteile vielleicht momentan noch nicht vollumfänglich erschließen lassen, ist die große Mehrheit von den Perspektiven durch KI und ML überzeugt. Als die größte Herausforderung bei der Anwendung von KI und ML in der Qualitätssicherung wurden Qualifikationslücken identifiziert, die von 34 Prozent der Befragten genannt wurden (zwei Prozentpunkte weniger als im letzten Jahr).

Mehr Kontrolle über QS-Aktivitäten
Frühere World Quality Reports haben immer wieder Herausforderungen im Bereich der Testautomatisierung aufgezeigt. Wenn es darum geht, die Qualitätssicherung auf das von den Teams gewünschte Niveau der Testautomatisierung zu bringen, war die meistgenannte Herausforderung im Jahr 2019 die Frequenz, mit der sich die Anwendungen ändern. In den vergangenen Jahren wurde zudem der Mangel an Mitarbeitern mit ausreichenden Fachkenntnissen und Erfahrungen im Bereich der Testautomatisierung hervorgehoben.

Die Studie von 2020 bringt die Zuversicht der Unternehmen zum Ausdruck, wenn sie nach ihrer Meinung zu verschiedenen Aspekten der Testautomatisierung gefragt werden: 68 Prozent geben an, dass sie über die erforderlichen Automatisierungswerkzeuge verfügen, während 63 Prozent genügend Zeit für die Testautomatisierung haben. Trotz dieser vielversprechenden Zahlen sind nur 37 Prozent der Ansicht, dass sich diese Investition für sie auszahlt, was auf eine Lücke zwischen Vertrauen und Ergebnissen hindeutet.

Covid-19 und QS
Als Folge der Pandemie geben 47 Prozent der Befragten an, dass man sich deutlich stärker auf die Validierung der Kundenerfahrung und auf Usability-Tests konzentrieren werde. Unterdessen sind 43 Prozent der Befragten der Ansicht, dass der Fokus auf zusätzliche und bessere Tools für die Zusammenarbeit zunehmen wird. 34 Prozent meinen, dass sie mehr Fernzugriff auf Testsysteme und Testumgebungen benötigen werden. Es gibt auch COVID-19-bezogene QS-Implikationen rund um die Sicherheit: Bei 83 Prozent der CIOs und IT-Leiter haben die Bedenken bezüglich der Anwendungssicherheit in den letzten 12 Monaten zugenommen, was wahrscheinlich auf den Wechsel zu Remote Work zurückzuführen ist.

„Trotz der Herausforderungen, die COVID-19 mit sich bringt, war 2020 ein vielversprechendes Jahr für die Orchestrierung und Qualitätssicherung in Unternehmen“, erklärt Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich. „Tatsächlich hat COVID-19 als Beschleuniger für die Qualitätssicherung gewirkt und deren integrale Bedeutung für den Betrieb unter Beweis gestellt. Es ist ermutigend zu sehen, dass QS-Fachkräfte hinsichtlich ihrer Testfähigkeiten optimistisch sind. Wie die Ergebnisse zeigen, stimmt dieser Optimismus jedoch nicht immer mit den Ergebnissen überein. Wenn sie mehr Nutzen aus systematischer Testautomatisierung ziehen und mit KI für die Qualitätssicherung weiter vorankommen, werden diese Teams schneller und intelligenter arbeiten können und einen größeren Einfluss auf das Geschäft haben.“

Raffi Margaliot, Micro Focus Senior Vice President und General Manager für Application Delivery Management: „Die QS-Teams werden dünner als je zuvor verteilt und haben darauf reagiert, indem sie mehr mit weniger erreicht haben. Dies hat ihnen geholfen, sich auf die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie vorzubereiten, die neue digitale Transformationsinitiativen beschleunigt und die bereits laufenden verstärkt hat. Der diesjährige World Quality Report bietet einen Einblick, wie sich Unternehmen an die neue Normalität und die Dringlichkeit der Modernisierung anpassen. In allen Bereichen wurden Fortschritte erzielt, und unsere Kunden möchten nun die Automatisierung in ihrer gesamten Organisation ausweiten und durch verstärkte KI-Nutzung verbessern.“ (pj)

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