••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. „Österreich braucht eine aktive und vor allem ideologiefreie Kapitalmarktpolitik, die von einer klugen und nachhaltigen Kapitalmarktstrategie getragen wird”, fordern der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, sowie der Präsident des Aktienforums (AF), Robert Ottel. „Wichtig ist, dass die Politik erste positive Signale für eine kapitalmarktpolitische Wende ausgesendet hat. Entscheidend ist nun die konkrete Umsetzung.”
Um (wieder) mehr Firmen an die Börse zu bringen, plädieren IV und AF dafür, Börsengänge durch steuerliche Anreizpolitik zu unterstützen und die Diskriminierung von Eigenkapital zu beenden. „Die Anhebung der Kapitalertragsteuer (KESt) im Rahmen der Steuerreform von 25 auf 27,5 Prozent hatte negative Folgen für den heimischen Kapitalmarktstandort”, ärgert sich Neumayer. „Man sollte in diesem Bereich zumindest über die Wiedereinführung einer Behaltefrist bei Aktien von mehr als einem Jahr nachdenken, wie sie schon vor 2011 bestanden hat.”
Die Industrie bezahlt die FMA
IV und Aktienforum verlangen zudem mehr (Kosten-)Effizienz von der Finanzmarktaufsicht.
So hätten sich Personalstand und -aufwand der FMA zwischen 2002 und 2016 mehr als verdreifacht. Der überwiegende Teil der Kosten wird von den Beaufsichtigten selbst gedeckt – eine ordentliche Budgetkontrolle nach Effizienzkriterien sollte daher selbstverständlich sein.
Als wichtiges Signal sehen IV und Aktienforum weiters die im Regierungsprogramm angekündigte Einrichtung eines Kapitalmarktbeauftragten. „Dieser soll eine Schnittstelle zwischen den Stakeholdern am Kapitalmarkt, der Politik und dem Gesetzgeber sein. Dafür braucht es eine Persönlichkeit mit reichhaltiger Erfahrung”, fordert Ottel.
Laut den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage der Peter Hajek Public Opinion Strategies hat das Interesse der Österreicher am Kauf von Wertpapieren im Vergleich zu 2016 leicht zugenommen. Als möglichen Anreiz für mehr Börseinvestments gaben 71% an, dass eine steuerliche Begünstigung auf Veranlagungen zur privaten Pensionsvorsorge eine (sehr) gute Idee wäre. Knapp dahinter finden sich die Verankerung von Wirtschafts- und Finanzbildung in den Schullehrplänen und die staatliche Förderung betrieblicher Pensionskassen.