Mehr Flieger, mehr Umsatz
© Archer Aviation
Archers eVTOL hat einen rein elektrischen Antrieb.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 07.04.2023

Mehr Flieger, mehr Umsatz

Die FACC AG profitierte 2022 zwar von der Luftfahrt-Erholung, Lieferprobleme machten einem schöneren Ergebnis aber einen Strich durch die Rechnung.

RIED/INNKREIS. Ein kräftiges Umsatzwachstum konnte die FACC im Jahr 2022 verbuchen – plus 22% ergeben 607 Mio. €. Das starke Wachstum liege zum einen an einem Anstieg der Fertigungsraten im Kurz- und Mittelstreckensegment sowie im Bereich der Business Jets, zum anderen an einem deutlichen Anstieg der Entwicklungsleistungen für internationale Kunden, hieß es dazu bei FACC-Bilanzpressekonferenz. Die Aufhebung der meisten Covid-Reisebeschränkungen habe zu einer Erholung der Luftfahrt geführt, die positive Entwicklung treffe auch für die FACC zu, „nachdem wir jedes Flugzeug, das es auf dieser Welt gibt, mit Komponenten versorgen“, sagte CEO Robert Machtlinger bei der Präsentation der Geschäftszahlen.

Das berichtete Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug im Geschäftsjahr 2022 5,5 Mio. € (2021: –25,1 Mio. €) und wurde laut Finanzbericht von Verschärfungen in der Lieferkette, erhöhten Logistikkosten bei der Versendung von Produkten zum Kunden, steigenden Material- und Energiekosten im Zusammenhang mit der geopolitischen Situation sowie Produktanlaufkosten bei verschiedenen Neuprojekten belastet. Nach Steuern blieb allerdings ein Minus von 984.000 €, das Gesamtergebnis belief sich auf minus 2,5 Mio. €. Die Bilanzsumme liegt 2022 bei 654 Mio. €, nach 644 Mio. € im Jahr 2021.

„Der Plan war natürlich, aus dem Anstieg der Umsätze mehr Ergebnis zu erwirtschaften, aber insbesondere die Lieferkettensituation hat zu gewissen Ineffizienzen geführt“, sagte Finanzvorstand Aleš Stárek. Hier verwiesen die Vorstände als Ursache vor allem auf den Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Verwerfungen. Auch die Inflation sei ein belastender Faktor, nicht zuletzt deshalb, weil die Teuerungsrate in Österreich höher ausfällt als in anderen europäischen Ländern. Auch im internationalen Vergleich stehe Europa derzeit schlechter da, „die USA sind besser unterwegs, auch Indien und China, wir haben dort Werke, es gibt dort keine Energiekostendiskussion“, so Machtlinger.



Fokus auf Wachstum, Effizienz, Forschung & Entwicklung

Aufgrund zahlreicher Entwicklungsprojekte hat die FACC im Geschäftsjahr 2022 wesentliche Weichen für die Zukunft gestellt. Dabei wurden neue Composite Leichtbaulösungen für die globale Luftfahrtindustrie entwickelt. In diesem Zusammenhang wurden 43,5 Mio. € in neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte investiert. Ein wesentlicher Fokus liegt hierbei in der Entwicklung neuer Hightech-Materialien, die zum einen stark reduzierte Prozesszeiten zulassen, gleichzeitig voll recyclefähig sind und wie heutige Materialien höchsten Belastungen standhalten.

Zukünftiges Wachstum: Strategie 2030
Im Rahmen der Strategie 2030 hat sich die FACC das Ziel gesetzt, im Kernsegment der zivilen Luftfahrt Marktanteile zu gewinnen. Darüber hinaus ist es das Ziel, sich in den neuen Wachstums-Branchen Urban Air Mobility und Space am internationalen Markt als Hightech Anbieter von Leichtbaulösungen zu etablieren. Hier konnten im Jahr 2022 weitere Schlüsselaufträge akquiriert werden, darunter ein Auftrag des neuen Kunden Archer Aviation zur Fertigung von Rumpf- und Flügelelementen des neuen eVTOL-Serienflugzeugs Archer Midnight.

Ausblick
Aufgrund der weltweiten Erholung des Luftverkehrs und zahlreicher neuer Aufträge erwartet das Management der FACC AG für das Wirtschaftsjahr 2023 eine Fortsetzung des konsequenten Wachstumskurses. Der Umsatz sollte in etwa um zehn Prozent steigen. Aufgrund der schwierigen Liefersituation sein das Wachstum allerdings schwierig zu beziffern. Auch bei der Ertragskraft seien Vorhersagen derzeit schwer, „wir werden zum Halbjahr bessere Aussagen machen können, aber wir gehen von einem positiven Ergebnis aus“, so Machtlinger. Im Vordergrund steht das organische Wachstum der bestehenden Projekte, sowie die Erschließung neuer Aufträge im Kerngeschäft und im Space-Bereich. In den nächsten 18 Monaten ist ein Ausbau der Belegschaft um weitere 600 Mitarbeiter geplant. (hk)

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