Wie die Rohstoffmanager auf die Konjunkturflaute reagieren
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 12.12.2019

Wie die Rohstoffmanager auf die Konjunkturflaute reagieren

Abschwung und ungelöste Handelskonflikte schlagen sich deutlich in der Inverto-Rohstoffstudie nieder.

WIEN. Während im vergangenen Jahr der Mangel an Rohstoffen und Personal die Entscheider beunruhigten, bedrohen in diesem Jahr wirtschaftliche Unsicherheit und rückläufige Absatzmengen den Unternehmenserfolg. Inverto, auf Einkauf und Supply Chain Management spezialisierte Tochter der Boston Consulting Group, befragte zu diesem Thema bereits zum 10. Mal Geschäftsführer und Einkaufsleiter nach Erwartungen und aktueller Praxis im Rohstoffeinkauf.

Und die Zahlen sprechen eine sehr deutliche Sprache: Während sich der Prozentsatz derer, die einen Absatzrückgang befürchten, im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat (41 gegenüber 19%), sorgen sich nur noch halb so viele Befragte wie zuvor darum, benötigte Rohstoffe nicht beschaffen zu können (29 versus 58%). Ganze 60% der Studienteilnehmer rechnen angesichts der Entspannung auf den Rohstoffmärkten mit moderat sinkenden Preisen. Eine Ausnahme bilden Strom, Öl und Gas – für die Energieträger wird mit einem weiteren Preisanstieg gerechnet.

Ursache für die trotz Wirtschaftsflaute eher vorsichtige Prognose können Handelskonflikte und politische Regularien sein: 46% der Befragten erwarten, dass Gesetzesänderungen einen Einfluss auf die Rohstoffpreise haben, 44% sehen Strafzölle als Risikofaktor. Mehr als 80% der Unternehmen gehen davon aus, dass Handelsbarrieren künftig noch stärker als politisches Mittel genutzt werden.

Schwankende Rohstoffpreise beeinflussen massiv das Geschäftsergebnis
Für Unternehmen erweist sich dies als enormes Risiko: 76% der Studienteilnehmer geben an, dass schwankende Rohstoffpreise das größte Problem für den Einkauf darstellen, während 71% sagen, die Entwicklung der Rohstoffpreise habe maßgeblichen Einfluss auf ihr Geschäftsergebnis.

Um sich vor Preissteigerungen durch protektionistische Maßnahmen zu schützen, vereinbaren 70% der Unternehmen langfristige Verträge. Mehr als 60% der Befragten suchen neue Lieferanten in anderen Beschaffungsländern oder verschieben Produktionsvolumina zwischen ihren Lieferanten. Zugleich werden die Sicherheitsbestände in den Lagern von 36% der Teilnehmer weiter ausgebaut.

Mehr Akzeptanz von Preisgleitklauseln und Tagespreisen
Gerade bei Langzeitverträgen zeigt sich aber, dass auch unter den Lieferanten das Risikobewusstsein gestiegen ist. So ist bei fast 50% der Abschlüsse der Zeitraum, in dem ein Festpreis gilt, verkürzt worden. Gut die Hälfte (52%) aller Verträge enthalten Preisgleitklauseln, die bei steigenden Rohstoffpreisen die Weitergabe der Mehrkosten ermöglichen.

Nicht alle Befragten konnten Festpreisverträge realisieren: 41% der Studienteilnehmer akzeptierten in den vergangenen zwölf Monaten zumindest für einen Teil ihrer benötigten Rohstoffe Preise vom Spotmarkt – obwohl eigentlich nur 16% dies beabsichtigten. Hier spiegelt sich die Anspannung der Märkte durch die Hochkonjunktur ebenso wider wie die gestiegene wirtschaftspolitische Unsicherheit.

Rahmenbedingungen für die Rohstoffsicherung
Ein aktives Engagement für die Versorgung mit notwendigen Rohstoffen, das etwa durch die Beteiligung an Minen oder anderweitige vertikale Integration realisiert werden kann, prüfen derzeit nur 20% der befragten Unternehmen.

Um auf diesem Gebiet aktiv werden zu können, brauchen Unternehmen allerdings ein gewisses Rohstoffvolumen im Einkauf. So überrascht es nicht, dass viele Studienteilnehmer Handlungsbedarf bei der Politik verorten: Fast 59% der Befragten sind der Meinung, dass die Politik auf internationaler Ebene – etwa der Europäischen Union – Lösungen zur strategischen Rohstoffsicherung finden soll, während sich 29% eine Verbesserung der nationalen Rahmenbedingungen für die Rohstoffsicherung wünschen. (pj)

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