Full House Milano
© Salone del Mobile.Milano/Alessandro Russotti
LUXURY BRANDS&RETAIL Anna M. Del Medico 14.07.2023

Full House Milano

Mailand. Neben dem Hauptzugang zu Mailands riesigem Messegelände in Milano Rho war während des Salone del Mobile der Platz vor der „Porta Sud” schon immer einer der Selfie-Hotspots. Das mag daran liegen, dass hier die Shuttle-Busse mit Besuchern aus aller Welt ankommen.

Im Juni vergangenen Jahres war dort von dieser Internationalität wenig wahrzunehmen. Das könnte etwas mit dem ungewohnten Juni-Termin des Salone zu tun gehabt haben. Ganz sicher lag es aber am verhaltenen Herantasten der Branche an Großevents nach der pandemiebedingten zweijährigen Zwangspause.
Letzteres war ein bitterer Moment für die Veranstalter, feierte man doch 2022 stolze 60 Jahre Salone del Mobile. Andererseits liegt es den Italienern nicht, die Füße stillzuhalten und auf bessere Zeiten zu warten. Immer noch Weltmeister der großen Inszenierungen, zogen sie den Jubiläums-Salone, unter den damaligen erlaubten Bedingungen, doch durch.

Herausforderung und Chance

Von „business as usual” kann man auch 2023 noch nicht sprechen. „Wir experimentieren mit neuen Formen des Arbeitens, des Reisens und des Wohnens”, beschrieb Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano 2022, die auch aktuell anhaltende Situation. Der Alltag aller wurde auf den Kopf gestellt, das ist Herausforderung und Chance zugleich. „Eine ganze Branche arbeitet bereits daran, Antworten darauf zu geben, wie sich die Räume, in denen wir leben, den Veränderungen anpassen müssen.”
Und das gilt auch für den Salone del Mobile. Die Veranstalter richteten 2023 den Fokus auf die Besucher, deren Wünsche und Bedürfnisse. So wurden in den Hallen der Möbelhersteller nur die Flächen im Erdgeschoß bespielt. Das reduzierte zwar individuell die Wegstrecken zwischen gesuchten Herstellern, war aber wohl auch der reduzierten Nachfrage nach Flächen und dem Wechsel mancher Aussteller von der Messe in Schauräume in der City geschuldet. Da bleibt noch viel Luft nach oben.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie sich die Veranstalter des Salone del Mobile.Milano den Weg in die Zukunft der internationalen Leitmesse konkret vorstellen, muste man die vier Hallen der Euroluce, des alle zwei Jahre stattfindenden Salone für Lichtdesign, besuchen. Auffallend breit angelegte Gänge zwischen den Standflächen, auch schon einmal kurvig, ein starres Raster vermeidend und ein zentraler Veranstaltungsbereich. Dank des neuen Layouts des Architekturbüros Lombardini22, basierend auf dem urbanen Konzept von Nähe und Gemeinschaft, für das viele historische Stadtzentren Italiens stehen, scheinen damit die engen, oft dunklen Schluchten Geschichte zu sein. Aussteller und Besucher reagierten darauf durchwegs positiv. Es können aber nur erste Schritte gewesen sein. Die nächsten werden mit Spannung erwartet.
Claudio Feltrin, der Präsident des Dachverbandes der italienischen Holz- und Möbelindustrie, FederlegnoArredo, verwies mehrfach darauf, dass das Konzept des Salone del Mobile weltweit Veranstalter inspiriert, was an seiner Einzigartigkeit aber nichts ändere. Maria Porro sieht ihn gar als Antrieb der Branche. Das wird er, mit Blick in die Zukunft, nur dann bleiben, wenn es gelingt, möglichst viele Besucher und Aussteller aus aller Welt zurück auf den Salone zu holen.
In diesem Jahr, wieder zum gewohnten Termin im April, ist das zumindest teilweise geglückt. Schon am ersten Messetag herrschte großer Andrang. Die Selfie Mania an der „Porta Sud” befeuerten wieder viele Besucher aus China. Das Land ist einer der bedeutendsten Partner des Salone del Mobile und stellte dieses Jahr, nach Italien, die meisten der insgesamt circa 307.000 Besucher. Insgesamt verzeichneten die Veranstalter einen Besucherzuwachs von 15%, gerechnet auf das Vorjahr. Der Weg scheint also zu stimmen, spannend bleibt es allemal.

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