Neue Fashionwelt
© Rafaela Pröll
LUXURY BRANDS&RETAIL Rainer Trefelik 26.03.2021

Neue Fashionwelt

Gastkommentar Pandemie stellt an die Mode große Herausforderungen, bringt aber auch Chancen.

Wien. Das Pandemie-Jahr hat die Modebranche in ihren Grundfes­ten erschüttert: Geschlossene Geschäfte, abgesagte Fashion-Weeks und -Präsentationen, fast permanente Rabatte. Die oft diskutierte Schnelllebigkeit, über die seit Jahren diskutiert wird, wurde abrupt gestoppt.

Die erzwungene Entschleunigung bietet auch die Chance zur Erneuerung. Wenn diese Ausnahmesituation vorbei ist, werden die Menschen wieder Lust auf bedachte und glamouröse Looks haben – eine Balance zwischen Luxus und Leisure.

Kleidung als …

Andererseits werden die Menschen nach der Pandemie eine enge Verbundenheit zu der Kleidung haben, die sie durch die Krise gebracht hat: Funktionale Kleidung, die ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt. Mode, die zum persönlichen Rückzugsort wird; ob Loungewear nun gekommen ist, um zu bleiben oder die Tage der Jogginghose doch gezählt sind, wird sich also erst zeigen.
Nicht erst seit Corona boomt der Online-Handel – mit wenigen Klicks können Kleider, Schuhe oder Accessoires vorgeblich „schnell und bequem” nach Hause geliefert werden. Von den hohen Rücksendequoten sprechen die Konsumenten deutlich seltener.
In den Geschäften werden uns aber Mund-Nasenschutz und Abstandsregeln beim Shoppen vermutlich doch noch einige Zeit begleiten.

… Ausdruck der …

Hier punktet der stationäre Handel mit dem Ausbau von zusätzlichen Angeboten: Mittels Click & Collect, Video- und Telefon-Beratung kann ein persönliches virtuelles Shopping-Erlebnis erzielt werden – natürlich besonders auch im gehobenen Marktsegment.
Weiterhin bleibt gerade der stationäre Handel ein wichtiger Teil des Einkaufserlebnisses. Der Lockdown zeigt, dass das persönliche Service und das persönliche Gespräch von den Menschen vermisst wird; gerade in den Klein- und Mittelbetrieben ist der Kunde König, ehrliche Beratung sowie Flexibilität im Hinblick auf Kundenwünsche haben oberste Priorität.
Nicht zu vergessen die Wohlfühlatmosphäre, die Inszenierung schöner Ware, ein mit hohem Engagement kuratiertes Sortiment – all dies zusammen sorgt für Inspiration, erzeugt Emotionalität zur Marke und ist ein besonderer Luxus in den Zeiten des virusbedingten Verzichts auf ein breites soziales Leben.
Die Pandemie verändert auch die Abläufe der Industrie und Designer. Nun erklären große Modehäuser die Abkehr von der schnelllebigen Fashion-Kultur – statt unzähliger Vor- und Zwischenkollektionen will man wohl von nun an eher auf zwei große Modeschauen im Jahr fokussieren. Entschleunigung statt Übersättigung ist das neue Modell. Zudem gibt es dadurch die Chance, wieder mit den Saisonen besser die tatsächlichen Jahreszeiten zu „treffen”.
Den Willen zur Nachhaltigkeit gab es schon vor der Pandemie – doch die Krise beschleunigt ­Tendenzen und Trends, setzt sie sozusagen in einer Radikalität und Schnelligkeit um, wie wir sie uns zuvor nicht vorstellen konnten.

… Persönlichkeit

Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden in allen Marktbereichen Veränderungen erzeugen. Aber gerade die hochwertige Ware war nie auf „Fast-Fashion”, sondern auf längerfristigen Einsatz ausgelegt – sobald unser soziales Leben wieder im „Normalbetrieb” läuft, Gastronomie und Tourismus wieder möglich sind, wird auch der gehobene Modebereich wieder zu alter Stärke zurückfinden – und hoffentlich die Krise auch als Chance erkannt haben!

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