Schmucke Trendwende
© Baume & Mercier
Präzision, Ästhetik und robuste Technik zu einem erschwinglichen Preis, mit diesem Prinzip reagieren Hersteller wie Baume & ­Mercier, Panerai oder Vacheron Constantin darauf, dass Uhrenfreunden das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitzt.
LUXURY BRANDS&RETAIL Philipp pelz 23.03.2018

Schmucke Trendwende

Gastkommentar Hochwertige Uhren punkten mit Design, Technik und erschwinglichen Preisen.

Wien. Auch wenn das Jahr noch relativ jung ist und die Baselworld gerade erst begonnen hat, lassen die Eindrücke vom Genfer Uhrensalon SIHH und der Schmuck-Messe in Vicenza bereits einige aktuelle Trends erkennen.

Frei nach dem olympischen Motto, schien jenes der Uhrenbranche in den vergangenen Jahren „größer, verrückter und teurer” gelautet zu haben. Das funktionierte ganz gut, solange eine wachsende Einkaufsarmada aus China fast gänzlich ohne Rücksicht auf Preise die Lager der Juweliere leerfegte. Nach diversen Ordnungsrufen der chinesischen Regierung nach einer Eindämmung zweckgewidmeter Aufmerksamkeiten wird der heimische Kunde wieder in den ihm zustehenden Fokus gerückt. Dies erfolgt meist nach der Devise: Mehr Wert für das gleiche Geld!

Manufaktur statt Großserie

Ziehen wir als Beispiel Panerai heran: Die Großmeister des Stils präsentierten mit der Luminor Logo Base eigentlich nichts Neues; der Inhalt allerdings wurde deutlich aufgewertet. Wo bisher ein Großserienwerk von ETA verlässlich seinen Dienst versah, schlägt nun ein Manufakturkaliber mit drei Tagen Gangreserve. All dies zum selben Preis wie bisher. In eine ähnliche Richtung zieht es eine Schwesternmarke aus dem ­Richemont-Konzern, Baume & Mercier.
Dort reanimierte man mit der Clifton Baumatic einen bekannten Produktnamen aus der Firmenhis­torie. Das hier verwendete Werk strotzt nur so vor uhrmacherischen Feinheiten. Zum Cuvée der Eigenschaften zählen Werkstoffe wie Silizium, eine Gangautonomie von fünf Tagen und eine sehr hohe Resistenz gegenüber Magnetfeldern. Neben dem attraktiven Erscheinungsbild gefällt auch der Preis, den Experten sicher viel höher als bei 2.450 € für das Einstiegsmodell ansiedeln würden.

Siegel muss nicht sein

Doch auch in der Championsleague der Uhrmacherei hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Vacheron Constantin etwa, die älteste Manufaktur der Welt, erfreute in Genf Einkäufer und Pressevertreter aus aller Welt mit der neuen Fiftysix-Kollektion.
In diesem Club der Traditionalisten wird selten Stahl als adäquater Werkstoff für die Gehäuse angesehen; mit diesem ungeschriebenen Gesetz hat man jetzt gebrochen und traut sich auch werkseitig einiges.
So adelt man viele der exquisiten Uhrwerke mit dem heiligen Gral der Haute Horlogerie, dem „Genfer Siegel”. Ähnlich fein verarbeitet erfreuen uns manche Werke der Fiftysix-Linie, die aber – von der preislichen Last des Siegels befreit – nun deutlich günstiger daherkommen.
Die jungen Wilden der obers­ten Leistungsklasse verfahren nach einem ähnlichen Plan. Roger Dubuis verzichtet bei Modellen der Excalibur-Linie ebenfalls auf das prestigeträchtige, aber teure Siegel, wie etwa bei den neuen, sehr attraktiven Chronografen mit 41mm Durchmesser.
Gleich im Anschluss an den SIHH suchen Juweliere gern den Weg über die Alpen, direkt nach Italien. Dort hat sich im Laufe der Jahre eine der führenden Schmuckmessen Europas etabliert, die Vicenza Oro.
Lustwandelt man durch die Gänge der Ausstellungshallen, wird das Auge mit einer Vielzahl an Farbschattierungen erfreut. Pastellfarben sieht man immer noch, doch es darf auch wieder etwas kräftiger sein, etwa mit Klassikern wie blauen Safiren oder roten Rubinen, die so etwas wie ein Comeback erleben.

Schmuck wird bunter

Versuchen sich manche Uhrenmarken wieder in Gelbgold, so dominieren bei den Schmuckherstellern immer noch Rosé- und Weißgold. Letzteres wird übrigens auch wieder vermehrt für großen Diamantschmuck verwendet und löst die Rosétöne ab.
Diamanten in jeder Form erfreuen sich als Investitionsobjekt überhaupt einer erhöhten Nachfrage, schätzen Kunden doch ihre Wertstabilität.
Die Freude der Trägerin sorgt gar für eine erhebliche Wertsteigerung der Pretiosen, und sei es bloß auf emotionaler Ebene.

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