Wiedergeburt einer Legende
© Czapek (2)
Czapek-CEO Xavier de Roquemaurel: „François Czapeks Spirit zeichnete sich durch die Suche nach Schönheit in der Zeitmessung aus. Wir setzen diese Tradition fort.”
LUXURY BRANDS&RETAIL britta biron 27.05.2016

Wiedergeburt einer Legende

Nach einer rund 140-jährigen Pause kehrt die Uhrenmanufaktur Czapek zurück – mit einem einzigartigen Konzept.

Genf. Von 1832 bis in die 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts zählte François Czapek zu den bekanntesten und erfolgreichsten Uhrmachern der Welt. Danach ver­schwand die Marke, die Erinnerung daran aber blieb in den Köpfen wahrer Uhrenliebhaber, und 2011 beschlossen drei von ­ihnen – der Kunstexperte Harry Guhl, der Uhrmacher Sébastien Follonier und der Luxusgütermanager Xavier de Roquemaurel – die Legende wieder aufleben zu lassen. Und zwar mit einem ungewöhnlichen Konzept. Denn bei Czapek erwirbt man nicht einfach nur eine erstklassige Uhr, sondern man kann auch Miteigentümer des Unternehmens werden.

„Wir sind keine Millionäre und, bei allem Respekt, wir wollten auch nicht das Spielzeug eines Milliardärs sein”, erklärt Czapek-CEO Roquemaurel, warum man für die Finanzierung die Methode des Crowdfundings gewählt hat.
Zudem entspreche diese auch dem Geist des ursprünglichen Gründers, „denn Czapek hat mit jedem seiner Kunden Hand in Hand gearbeitet, um jedes Mal eine einzigartige Uhr zu fertigen”.

Der „geheime Satz”

Dieses individuelle Eingehen auf den späteren Uhrenbesitzer sei durch die Industrialisierung und die Rationalisierungen in der Branche weitgehend verloren gegangen, angesichts der aktuellen Entwicklung im Sektor der Luxusuhren aber ein wichtiges Asset, das man bewahren will. Einerseits, weil es eben so ­typisch für die Marke ist, andererseits aber aus durchaus pragmatisch-wirtschaftlichen Gründen. Roquemaurel dazu: „Um erfolgreich zu sein, müssen Premiummarken heute höhere Ansprüche erfüllen oder sich durch stark differenzierende Eigenschaften und Werte vom Mitbewerb abheben.”
Bisher haben mehr als 100 Uhrenliebhaber rund eine Mio. € ­investiert und sich auch aktiv an der Entwicklung der Uhren beteiligt, etwa mit der Idee für den ­„geheimen Satz”. Dabei handelt es sich um eine Widmung, die mit einem speziellen Verfahren in das Email-Zifferblatt eingebrannt wird und nur dann sichtbar wird, wenn das Sonnenlicht in einem ganz bestimmten Winkel darauf trifft.
„Unser Kunde ist ein Connaisseur und sucht nach Dingen, die anders, exklusiver und bedeutungsvoll sind”, erläutert Roquemaurel – wie eben die Quai des Bergues-Kollektion – der Name bezieht sich auf den ehemaligen Firmensitz –, die auf einem Taschenuhrmodell aus dem Jahr 1850 basiert und auf der diesjährigen Baselworld vorgestellt wurde.

Das Fundament ist gelegt

„Die Quai des Bergues des 21. Jahrhunderts kopiert aber nicht einfach die Vergangenheit, sondern wurde mit Sorgfalt neu konzipiert – gewissermaßen, als hätte François Czapek seine Arbeit bis zum heutigen Tag fortgesetzt. Das Feedback war äußerst positiv, unser Stand immer sehr gut besucht und über die anschließende Subscription-Kampagne sind bereits 60 Bestellungen eingegangen”, freut sich Roquemaurel über den bisherigen Erfolg. „Wir haben nun ein solides Fundament gelegt und können mit dem Bau des ersten Stockwerks ­beginnen.” Dabei sollen aber nicht nur exquisite Zeitmesser – derzeit arbeitet man bereits an neuen Modellen und besonderen Komplikationen – eine Rolle spielen. Schließlich, so Roquemaurel, beschränke sich das Interesse der Czapek-Zielgruppe ja auch nicht allein auf dieses Segment.
„Der wahre Connaisseur sucht Schönheit und Exklusivität bei all seinen Anschaffungen, die emotional besetzte Bereiche betreffen”, erklärt Roquemaurel. Allerdings will er zum momentanen Zeitpunkt dazu noch keine konkreten Details verraten. Nur so viel: „Wir denken dabei an Produktgruppen, die eine starke Verbindung zum Thema Zeit haben und mit denen wir den besonderen Stil von Czapek ausdrücken können.”

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