16 Prinzipien für mehr Integrität
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MARKETING & MEDIA Redaktion 04.02.2022

16 Prinzipien für mehr Integrität

Angestoßen von Wifo und IHS, folgen drei Institute dem Vorhaben, noch besser und transparenter zu arbeiten.

••• Von Georg Sander

WIEN. „Es fällt nicht schwer, zu verstehen, warum dieses Zeichen wichtig ist”, erklärt Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), warum er sich sehr freut, dass das von seinem Haus sowie dem Institut für Höhere Studien (IHS) nun auf 16 Punkte erweiterte Memorandum für mehr wissenschaftliche Integrität nun auch von Austrian Institute of Tech­nology (AIT), Joanneum Research (JR) sowie dem Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) mitgetragen wird. Alle fünf luden jüngst zu einem Gespräch, um zu zeigen, wie die auch für die Politik und die Gesellschaft wichtige Forschung integer umgesetzt werden kann.

„Viele Ereignisse der letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig Integrität ist”, spielt Felbermayr auf politische Ereignisse an. Im Fokus standen auch die Institute, denn „es gab Chats, die besagten, dass Wifo und IHS unter Druck gesetzt wurden”.
Studien, wie sie in den letzten Wochen von ganz anderen Anbietern der Öffentlichkeit bekannt wurden, zeugten von wenig Wissenschaftlichkeit. Das ergibt ein schlechtes Bild für die gesamte Branche – auch jene, die seriös arbeiten. Er stellt klar: „Neutrale Politikberatung ist möglich, aber es müssen Grundsätze wissenschaftlicher Integrität eingehalten werden, sonst braucht sich niemand wundern, dass das Vertrauen schwindet.”

Transparenz & Unabhängigkeit

Evidenzbasierung, Transparenz, Unabhängigkeit sind Schlagworte, die den Instituten wichtig sind. Bereits 2020 haben das IHS und das Wifo mit einer gemeinsamen Initiative den Weg geebnet, um die gute wissenschaftliche Praxis in der österreichischen Forschungslandschaft zu festigen. IHS-Strategiechef Thomas König: „In den letzten zwei Jahren gab es viele Rückmeldungen auf die Prinzipien, mit positivem Tenor. Es kam zu einer Erhöhung des Problembewusstseins.” Und es dürfen sich freilich noch viele andere anschließen. Denn schließlich gehe es für die gesamte Branche um viel, wie AIT-Innovation Systems & Policy-Leiter Matthias Weber erklärt: „Es dient den hohen Standards und ist für Reputation und Glaubwürdigkeit wichtig. Darum werden wir nach unserer Expertise gefragt, es geht um Wissen, nicht um Meinung.”

Joanneum Research-Policiy-Leiter Wolfgang Polt ergänzt: „Es ist nicht besonders übertrieben, dass das Verhältnis zwischen Politik und Wissenschaft nicht die beste ist. Es sind Wahrnehmungen ans Licht gekommen, das ist inakzeptabel.” Ein Punkt, der wichtig für alle Anbieter ist, wurde von wiiw-Direktor Robert Stehrer ins Treffen geführt: „Wir sind auch drittmittelfinanziert; hochqualitative Forschung ist ein Anreiz, um zu zeigen, dass man konkurrenzfähig ist und den Standort gut vertreten kann.”

Expertise, nicht Meinung

Die Prinzipien teilen sich in die drei Bereiche Auftragsannahme und Beauftragung, Erstellung von Studien und Nutzung der Ergebnisse von Auftragsstudien für Politikberatung und öffentliche Debatten. Bei der Studienerstellung ist die Gewährleistung der Nachvollziehbarkeit der Forschungsergebnisse ein zentraler Punkt.

Die Institute setzen dies durch die langfristige Speicherung von allen für die Studie relevanten Unterlagen und die klare Kennzeichnung aller Ideen und Arbeiten, die von anderen stammen, um. Zudem werden Interessenskonflikte und alle Financiers der Studie offengelegt.
Das Gesamtdokument ist auf den jeweiligen Homepages der Institute zu finden – ganz transparent.

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