„Alles, was ich sage, ist ein Witz”
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 22.02.2019

„Alles, was ich sage, ist ein Witz”

Warum selbst ein Nachruf für die Katz’ sein kann und wie man Moral „priorisiert”.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

ZITIERT. Er hielt Selfies für „elektronische Masturbation”, hasste „hässliche, kleine Männer” und „Konversationen mit Intellektuellen”, fand es rückblickend „erniedrigend, ein Kind zu sein, so als wäre man ein Mensch zweiter Klasse”, hielt Jugendwahn für „eine neue Form des Rassismus, eine Obsession”, konstatierte, dass, wer auf der Straße Jogginghosen trage, „die Kontrolle über sein Leben verloren” hat und wünschte, man möge ihn nach seinem Tod einäschern und „in die Mülltonne werfen”. Und, strich er selbst einmal hervor: „Alles, was ich sage, ist ein Witz. Ich bin selbst ein Witz.” Seine Katze hat über 50.000 Follower auf Twitter; sie trägt auf ihrem aktuellen Profilbild Trauer. Ohne Karl Lagerfeld wird die Modewelt dennoch ein Stück monochromer.

Ein weiteres außerordentliches Ereignis in dieser Woche war der Besuch des Bundeskanzlers beim US-Präsidenten, der ihm eine „großartige Beziehung” in Aussicht stellte, um im gleichen Atemzug die „großartige Beziehung” zum Vorsitzenden Kim – der zweite Gipfel mit dem nordkoreanischen Führer steht bevor – hervorzuheben. Kurz (2017): „Auch wenn es zu früh ist für eine abschließende Beurteilung seiner Amtszeit (…) ist das, was wir in den ersten Wochen erlebt haben, definitiv Anlass zur Sorge.” Mit Zitaten des großen US-Vorsitzenden quäle ich Sie an dieser Stelle nicht. Besser Kant: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”
Was du nicht willst, das man dir tu … Gibt es eigentlich moralische Werte oder Regeln, die wirklich für alle Kulturen weltweit einheitlich sind? Anthropologen der Uni Oxford haben sich in einer umfangreichen Untersuchung dieser Frage gestellt. Die Antwort? Ja. Im Mittelpunkt dieser halbwegs als universell gültig zu bezeichnenden Normen steht das Bemühen, die Kooperation untereinander zu fördern. Aber: „Nicht jede Gesellschaft priorisiert soziale Normen auf die gleiche Weise.” Auch diese Aussage darf als universell gültig betrachtet werden.

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