Ampelmännchens List und Tücke
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 03.11.2017

Ampelmännchens List und Tücke

Eine Anregung für jene, die schon auf der Suche nach kleinen Präsenten für die Belegschaft sind.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

KONTROLLVERLUST. Wer bei Mitarbeitermotivation an Firmenhymnen, Weihnachtsboni, Topfpflanzen und Kantinensponsoring denkt, der denkt zu kurz. An einer interessanten Entdeckung innerhalb dieses Themenkomplexes lässt uns jetzt die Newsplattform Business Insider teilhaben: Bei einer Überprüfung der Knöpfchen an Fußgängerampeln (in den USA) – „Fußgänger-Bedarfsampeln” heißt das hierzulande – wurde jetzt festgestellt, dass die meisten davon gar nicht funktionieren. Sie sind nicht defekt, sondern deaktiviert. Neun Prozent aktive Knöpfchen seien es in New York City, jeweils einer in Austin (TX) oder Syracus (NY). Warum die Kästchen nicht abmontiert werden? Wegen der „Kontroll-Illusion”.

„Diese empfundene Kontrolle ist äußerst wichtig”, wird eine Harvard-Psychologin zitiert, „Sie vermindert Stress und fördert das Wohlbefinden.” Der Effekt vorgetäuschter Eingriffs­optionen sei auch nicht auf Ampeln beschränkt, sondern erstrecke sich längst auch auf Aufzüge („Tür schließen”) und Büro-Thermostate.
In der von Business Insider angeführten Befragung gaben immerhin 72% der Unternehmen die Installation von Dummy-Thermostaten zu; gesteuert wird zentral. Teilt man sich ein Großraumbüro, ist der Wohlfühl-Effekt übrigens ohnehin beim Teufel: Drei Menschen haben vier verschiedene Wahrnehmungen von Idealtemperatur. Und da haben wir das heikle Thema der parallel geschalteten Sonnenjalousien noch gar nicht angesprochen …

Der ehrliche Zugang

Sollten Ihnen diese Lug und Trug-Aktivitäten Sorgen bereiten, kann Entwarnung gegeben werden. In Wien etwa sorgt der Knopfdruck an der Ampel ohnehin nicht für schnelleres Grünlicht – ein „Irrglaube”, so die MA 35. Vielmehr führt das Knöpfchendrücken dazu, dass es für Fußgänger überhaupt grün wird. Daraus darf man schließen, dass sich unsere Behörden auch in Sachen Bürgerwellness von den Kollegen in Übersee noch einiges abschauen könnten.

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